FRANK SCHÄTZING: „LIMIT"

Mit „Der Schwarm" schuf Frank Schätzing einen Öko-Thriller, der zum Weltbestseller wurde. Nun legt er mit „Limit" einen vom Umfang her noch gewaltigeren Thriller vor, bei dem der Öko-Überbau etwas geringer ausfällt. Dafür spielt diesmal ein erheblicher und herausragender Teil des hochspannenden Geschehens auf dem Mond.

Man schreibt das Jahr 2025 und die allmählich zur Neige gehenden fossilen Brennstoffe Öl und Gas haben Konkurrenz durch das Element Helium-3 bekommen. Amerikaner und Chinesen liegen hier im Wettstreit, doch längst haben die Wirtschaftskonzerne anstelle der Regierungen die eigentliche Macht über das Weltgeschehen übernommen. Und nun drohen die einst so mächtigen Mineralölkonzerne sogar zu kollabieren, denn Julian Orley, dem reichsten Mann der Welt, ist ein entscheidender Durchbruch gelungen, um das auf der Erde seltene, auf dem Mond aber reichlich vorhandene Helium-3 preisgünstig herunterzuholen.

Der vitale Unternehmer, der in seiner Charakterisierung stark an Richard Branson erinnert, hat nicht nur Fusionsreaktoren entwickelt, jetzt hat er sogar eine Art Raumfahrstuhl geschaffen, der den Rohstoff wie auch Menschen in nur etwa vier Stunden über die gut 36000 Kilometer zwischen Erde und Mond befördert. Als neuestes hat Orley eine illustre Gruppe superreicher Prominenter zu einer Reise auf den Erdtrabanten eingeladen in das gigantische Mond-Hotel GAIA, eine Luxus-Herberge, die Orleys Tochter Lynn errichtet hat.

Bevor es jedoch zu weiteren Spannungen zwischen den rivalisierenden Chinesen und Amerikanern auf dem Mond kommt, führt der Autor den Leser auf einen anderen der zahlreichen Schauplätze und hier zunächst nach China. Dorthin hat es den Cyber-Detektiv Owen Jericho verschlagen. Der smarte Brite findet sich wider Willen in der Rolle eines hypermodernen James Bond wieder, als er von einem schwerreichen chinesischen Freund den Auftrag annimmt, dessen Tochter Yoyo aufzuspüren.

Die Dissidentin ist aber nicht nur einfach untergetaucht, sie hat offenbar Kenntnisse einer hochbrisanten Verschwörung und zu den Leuten, die sie gnadenlos jagen, gehört Kenny Xin, ein ebenso attraktiver wie mordlüsterner Berufskiller mit infernalischer Effektivität. Die wilde Jagd führt durch verschiedene Weltgegenden, während sich auf dem Mond Dramatisches anbahnt, denn unter den hochkarätigen Gästen Orleysbefindet sich einer mit einem finsteren Geheimauftrag. Und dann agiert auf geheimnisvolle Weise im Hintergrund eine Organisation namens Hydra.

Mehr aber soll von den vielschichtigen und höchst komplexen Handlungssträngen nicht verraten werden, die auf ein Wahnsinnsfinale zusteuern. Wie ohnehin der Blutzoll hoch ist in dieser explosiven Mischung aus Spionageroman und Actionthriller, die es mit ihrer spannungstreibenden Dramaturgie unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Zugleich fesselt der Autor aber auch mit dem exzellent recherchierten Wissen, das allenthalben eingebaut ist und auch höheren Ansprüchen gerecht wird. Das macht das Ganze einerseits so realitätsnah, dass man kaum von einem echten Science-Fiction-Roman sprechen kann, andererseits besticht es auch durch solche Schmankerl wie die realen Umstände von sexueller Betätigung in der Schwerelosigkeit des Weltraums.

Die beklemmende Authentizität des „Schwarms" und auch dessen exzeptionelle Klasse mag „Limit" nicht ganz erreichen, ein herausragendes Stück intelligenter Spannungsliteratur aber ist es allemal und selbstredend ebenso filmreif.

 

# Frank Schätzing: Limit; 1320 Seiten; Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln; € 26

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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