RICHARD HOLMES (Hrsg.): „DER ZWEITE WELTKRIEG"

Gerade zur 70. Widerkehr des Kriegsbeginns von 1939 gibt es eine Fülle von Literatur, dennoch hebt sich ein Textbildband aus dieser Masse hervor, weil er gewissermaßen ein bildenzyklopädisches Standardwerk darstellt. Unter dem Titel „Der Zweite Weltkrieg. Die visuelle Geschichte" hat ihn mit Richard Holmes ein Experte für Sicherheitspolitik und Miltärgeschichte herausgegeben.

Zu den besonderen Qualitäten des Werkes gehört nicht nur eine umfangreiche Gesamtdarstellung einschließlich der Vorgeschichte sowie den unmittelbaren und langfristigen Folgen. Der Professor der englischen Cranfield University sorgt für eine umfassende Ausgewogenheit, indem er sämtliche Kriegsschauplätze berücksichtigt wie auch den Krieg zu Wasser und in der Luft. Zum Einstieg gibt es eine Chronik der Zeit von 1914 bis 1938 mit den politischen Verwerfungen, die für die verschiedenen Konstellationen der Gegnerschaft verantwortlich waren.

Neun chronologisch aufgebaute Kapitel geben jeweils einen faktenreichen Überblick über die politische und militärische Situation, wobei Zeittafeln die wichtigsten Ereignisse aller Schauplätze aufzeigen. Eine fulminante Fülle an Bildmaterial aber auch Biografien wichtiger Protagonisten machen die Ausführungen ebenso lebendig wie Zeitzeugenberichte. Besonders herauszuheben ist das vorzügliche Kartenmaterial, bei dem eine Vielzahl von topographischen und farblich aufwendig gestalteten Karten zu verschiedenen besonders bedeutsamen schlachten auch anspruchsvolle Kenner der Materie hellauf begeistern werden.

Es fehlen jedoch auch nicht Abhandlungen über den Holocaust, den Bombenkrieg und die Kriegswirtschaft sowie ein Epilog zur Nachkriegszeit bis 1951 mit der Neuordnung der Welt bis hin zum Wiederaufbau und dem Beginn des Kalten Krieges. Zu den beeidnruckenden Details gehören im Übrigen die detaillierten Ausführungen zur technischen und sonstigen Ausrüstung der Kombattanden wie auch zur Waffenentwicklung insgesamt.

Das Alles ist exzellent aufgebaut und auch für den interessierten Laien nicht weniger als ein rundum gelungenes Nachschlagewerk. Wer allerdings zusätzlich zu dieser hochklassigen Darstellung des Zwieten Weltkriegs als dem schlimmsten kriegerischen Ereignis der Menschheitsgeschichte ein Werk ähnlicher Qualität wünscht, das die vorausgehende und absolut ursächliche Katastrophe ebenfalls als bildenzyklopädische Universalgeschichte zeigt, sollte zu H. P. Willmotts „Der Erste Weltkrieg" greifen. Im gleichen Stil wie das Werk zum Zweiten Weltkrieg, nur mit geringerem Umfang, schildert der renommierte Militärhistoriker die „Urkatastrophe" dieses ersten modernen und zugleich globalen Waffengangs. Willmott führt den Beweis, dass dieser Krieg die Welt nachhaltiger veränderte als die Französische Revolution und mit dem Durcheinanderwirbeln der politischen Weltordnung die Saat für den noch weit schlimmeren Weltenbrand von 1939 bis 1945 legte.

 

# Richard Holmes (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg. Die visuelle Geschichte (aus dem Englischen von Burkhard Schäfer, Klaus Binder und Bernd Leineweber); 360 Seiten, über 1200 Abb., Großformat; Dorling Kindersley Verlag, München; € 34,95

# H. P. Willmott: Der Erste Weltkrieg (aus dem Englischen von Klaus Binder und Bernd Leineweber); 320 Seiten, über 600 Abb., Großformat; Dorling Kindersley Verlag, München; € 24,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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