DAVE BOLING: „DER TANZ DER FREIHEIT"

Eine Liebesgeschichte, die 1935 im Baskenland beginnt, kann kaum eine Romanze sein, und tatsächlich ebnet das Erzählte den Weg zu einem unvergessenen Fanal der Geschichte: Guernica. So heißt auch der Originaltitel von Dave Bolings Debütroman „Der Tanz der Freiheit", der im wesentlichen in diesem kulturellen Zentrum des Baskenlandes spielt.

Die Geschichte setzt ein als Familienepos, in dem Justo Ansotegui seine beiden jüngeren Brüder aufzieht, nachdem die Eltern früh sterben. Seine schöne Tochter Miren wiederum verliebt sich später in Miguel Navarro, den Justos Bruder Josepe nach Problemen mit der Guardia Cicil nach Guernica geschmuggelt hat. Ihre Liebe, ihre junge Ehe, die Geburt der Tochter und das Zusammenspiel vieler kraftvoll gezeichneter Charaktere sind eine lebenspralle Lektüre, die ihre Glaubwürdigkeit ganz wesentlich aus dem familiären Hintergrund des Autors bezieht, denn dessen Frau stammt aus dem Baskenland.

Was bis etwa zur Mitte des Romanes einfach nur interessant war und vor allem dank sehr farbiger und detaillierter Schilderungen fesseln konnte, wird nun jedoch zum dramatisch packenden Bericht, denn es naht der 26. April 1937. Der Bürgerkrieg tobt erbittert und die Stadt ist voller Flüchtlinge, ansonsten aber ohne militärische Bedeutung. Doch General Franco hat die „Legion Concor" eingeladen, die Luftwaffe neue Taktiken ausprobieren zu lassen und die Deutschen unter Leitung ihres Stabchefs Wolfram von Richthofen – einem Vetter des legendären Fliegerasses des Ersten Weltkrieges – lassen sich gerne bitten.

Wenn nun das Inferno durch die deutschen Bomber ohne jede Vorwarnung mit dem ersten Flächenbombardement der Kriegsgeschichte über die unverteidigte Stadt hereinbricht, kennt der Leser viele der Menschen bereits, die nun zu hilflosen Opfern des Massakers werden. Um so schmerzlicher trifft einen die Tragödie und das unsägliche Leid dessen, was ihnen widerfährt, gerade weil der Autor es mit grimmiger Sachlichkeit schildert. Das sind kaum erträgliche Passagen, wenn wieder und wieder Spreng- und Brandbomben Menschen, Tiere und Gebäude vernichten und dann auch noch Tiefflieger auf alles schießen, was zu fliehen versucht.

Und er porträtiert die historische Person des von Richthofen, wie der spätere Generalfeldmarschall in seiner kalten Effizienz des Erfolg des Angriffs als „einfach großartig" dokumentiert. Ebenso autentisch folgt auch die Beschreibung der Entstehung des weltberühmten „Guernica"-Gemäldes, das Picasso schon bald als Mahnmal anfertigt und auf der Pariser Weltausstellung zeigt. Die weitere Geschichte geht noch bis ins Weltkriegsjahr 1941 und macht den bewegenden Roman zu einem universellen Werk zu einem der wesentlkichen Ereignisse des Spanischen Bürgerkrieges und gegen den Krieg generell. Fazit: Wo Picasso dem Grauen durch sein Gemälde ein Gesicht gab, gibt Dave Boling dem Geschehen mit ungekünstelter Sprache eine aus der Sicht der Basken erzählte Geschichte.

 

# Dave Boling: Der Tanz der Frieheit (aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt); 474 Seiten; Droemer Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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