MIGUEL de CERVANTES: „DON QUIJOTE"

Das Nobel-Institut kürte Miguel de Cervantes' Roman „Don Quijote" 2002 zum besten Buch der Welt, das berühmteste neben Bibel und Koran ist es ohnehin. Für ganz junge Leser aber war die 1605 erstmals veröffentlichte Geschichte um den Ritter von der traurigen Gestalt eher schwere Lesekost. Um so verdienstvoller ist die Neuausgabe, für die Martin Jenkins den Text modernisiert und mit viel Fingerspitzengefühl für jugendliche Leser eingekürzt und verständlich gemacht hat.

Wie schon bei der großartigen Verjüngungskur für Jonathan Swifts „Gullivers Reisen" hat der britische Erfolgsautor bei diesem spanischen Klassiker kongenial mit seinem Landsmann, dem virtuosen Illustrator Chris Riddell zusammengearbeitet. Schon die Einführung begeistert hier, wenn die Personen in Bild und Text vorgestellt werden und der ärmliche Landedelmann Quesada als „der weltbekannte, aber nicht ganz gescheite Don Quijote de la Mancha" charakterisiert wird. Dieser etwa 50-jährige spindeldürre Herr hat so viele Ritterromane verschlungen, dass er gewissermaßen ritternärrisch geworden ist und nun all die Heldentaten als echt geschehen beweisen will. Und wer bisher nur die skurrile Geschichte seines Kampfes mit den Windmühlen kannte, liest mit vergnügtem Staunen, zu welch schrägen Abenteuern sich der verrückte Alte als Ritter auf seiner klapprigen Mähre „Rocinante" aufmacht.

Wie er sich zum Ritter schlagen lässt, was es mit der Herzensdame Dulcinea auf sich hat und vor allem der Knappe, den er sich in Gestalt des bauernschlauen Sancho Panza zulegt, das fesselt mit immer aberwitzigeren Heldentaten, die gänzlich gaga sind. Voller Albernheit und Unwissenheit versucht der kauzige Ritter stets das Gute zu tun und sofern es gelingt, ist das selten die Frucht vernünftigen Handelns. Zu den Höhepunkten geraten dabei die überschlauen wortreichen Dispute Quijotes mit seinem dicken Begleiter, wenn die Beiden mal wieder miteinander streiten oder philosophieren.

Endgültig zu einem Wunderwerk der Literatur gerade auch für ganz junge Leser aber machen diesen 'aufgefrischten' Klassiker die Illustrationen Riddells, die im feinsten Comic-Stil jede Textseite umrahmen, unterbrochen von regelmäßig eingestreuten Farbseiten, die gleichermaßen in faszinierender Detailgenauigkeit wie skurrilen Feinheiten glänzen. Die besondere inhaltliche Stärke der fantasiereichen Ausmalungen jedoch ist, dass Riddell sowohl die absonderlichen Einbildungen Don Quijotes wie auch die realen Gegebenheiten in Bilder fasst und damit einen spannenden Kontrast schafft, in dem sich selbst Dichter Miguel de Cervantes porträtiert wiederfindet.

All der überbordende Witz und der einzigartige Sinn für Komik und Satire des Originals feiern in diesem 'neuen' „Don Quijote" einen Triumph, der in dieser Fassung für sich selbst ein Klassiker werden und nicht nur junge Leser ab 10 Jahre sondern auch Erwachsene als Kunstwerk in Schrift und Bild begeistern dürfte.

 

# Miguel de Cervantes: Don Quijote – nacherzählt von Martin Jenkins, illustriert von Chris Riddell (aus dem Englischen von Günter Jürgensmeier); 351 Seiten, ill., Mittelformat; Sauerländer Verlag, Düsseldorf; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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