HENNING von GIERKE: „GOLDENER STROM/FLOWING GOLD"

In einem opulenten Bildband zeigt der Maler und Theaterschaffende Henning von Gierke rund 350 Arbeiten der letzten zwölf Jahre. Sie füllen acht Kapitel, während das neunte Kapitel seine jüngste große Ausstellung mit Malerei, Installationen und Objekten begleitet, die derzeit und noch bis zum 22. März 2009 im Ludwig-Museum in Koblenz zu sehen ist.

Herausragend unter den präsentierten Gemälden sind die 35 des Zyklus „Spiegelungen", denn hier verweben sich die verschiedenen Grundthemen seines reichen Schaffens miteinander und ergeben einen Erzählfluss, den Goldenen Strom. Und „Goldener Strom/Flowing Gold" heißen sowohl der Titel dieses Buches in deutsch/englischer Originalausgabe wie auch die Ausstellungsüberschrift. Der 1947 geborene Künstler genießt seit Jahrzehnten international hohes Ansehen, dies trotz über 50 Ausstellungen allerdings zuvörderst wegen seiner Arbeiten als Produzent von Theaterstücken und Opern bis hin zu Wagners „Lohengrin" und „Rheingold" und noch mehr als Filmausstatter mit Welterfolgen wie Werner Herzogs „Nosferatu" und „Fitzcarraldo".

Doch die Malerei sei ihm die wichtigste Kunst, betont von Gierke, und Regisseur Herzog sagt im Vorwort zu den visionär wirkenden Bildern voller Mythisch-Magischem: „Als verwandle sich vor unseren Augen eine ganze Welt in Stille... Von überall strömt sie, diese Stille, versammelt sich in den Gesichtern seiner Figuren und bezieht uns ein in diese Versammlung." Bilder sind wie Türen, überschreibt der Künstler denn auch das erste Kapitel und öffnet geheimnisvolle Räume als Passage, als schützendes Gefährt, ungreifbare Hülle und hinter ihm Licht.

Wenn von Gierke Landschaften malt oder sich Blumenbildern widmet, gewinnt er den Themen eine neue Magie und Rätselhaftigkeit ab. Um all dies mit hinreißenden Schlafenden und Schlaflosen und schließlich den grandiosen „Spiegelungen" noch zu überbieten. Das ist der Schlüssel für ihn, das Sich-im-anderen-Erkennen, das Gegenüberstehen, die manische Sehnsucht zwischen Mann und Frau und gleichzeitg das Unverstehbare zwischen ihnen, wie er es selbst im beigefügten Interview mit Frank Piontek erläutert.

Er ist auch ein Romantiker, jedoch ohne diese tiefe Traurigkeit, wenn er die Suche und die Selbstfindung im Spiegel des Gegenüber einfängt. Seine Bilder fesseln und bezaubern, sie raunen und wispern Geschichten, Träume, Sehnsüchte. Und stets ist ein dezenter Ernst in ihnen und selbst da, wo mediterranes Flair herrscht, ruht es in sich und vermittelt einen sanften Eindruck von Kühle von zuweilen weltvergessener Entrücktheit.

Dieser Künstler hat ungeheuer viel zu erzählen und er sagt selbst, dass er nicht innehalten kann: „Es gibt unmalbar viele Bilder in mir, in jedem gemalten ist schon das nächste enthalten." Eine wunderbare Botschaft von Einem, an dessen Werken man sich einfach nicht sattsehen kann!

 

# Henning von Gierke: Goldener Strom/Flowing Gold; 240 Seiten, 420 Farbabb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 59

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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