JAMES ROLLINS: „DER JUDAS-CODE"

Susan Tunis macht Urlaub auf einer Yacht in der Nähe der Weihnachtsinseln, als sie ein entsetzliches Schauspiel beobachtet: das Meer verfärbt sich rot und ein Tigerhai springt hervor, dessen Fleisch offenbar von ihnen verbrennt. Und auch Susan, die eben noch im Meer geschwommen war, spürt Hitze an ihren sich rötenden Unterarmen. Im Noteinsatz wird sie zu einem nahbei ankernden Schiff geflogen, wo sich die Ärztin Lisa Cummings von der US-Spezialtruppe „Sigma" um sie kümmert.

Das Phänomen hat bereits viele Inselbewohner befallen und etliche erliegen einem tödlichen Fieber. Da wird ausgerechnet dieses Forschungs- und Lazarettschiff von Piraten gekapert und an Bord kommt Dr. Patanjali, ein Spezialist für Biotechnologie – im Auftrag der „Gilde", einer hochkarätigen Verbrecherorganisation, die bevorzugt mit militärischer Hochtechnologie handelt und in der infernalischen Seuche die Chance einer Bio-Waffe allergefährlichster Güte sieht.

Das ist der atemberaubende Auftakt zu „Der Judas-Code", dem neuen Sigma Force-Thriller von James Rollins, mit dem dieser die ohnehin schon rasanten Vorgänger noch einmal überbietet. Grayton Pierce und SIGMA werden im Handumdrehen in eine wilde Jagd verwickelt, in der es um nichts weniger als eine ökologische Katastrophe geht, die alles Leben auf der Welt auszulöschen droht. Das geht schon bald so weit, dass Pierce sogar gezwungen ist, mit den Verbrechern zusammenzuarbeiten, zumal als die undurchsichtige Seichan einen Obelisken stiehlt, der ein altes Kruzifix enthält.

So führt eine Spur zu Marco Polo, der auf der Rückreise von seinen Asienabenteuern fast seine gesamte Flotte verlor, aber nie über die tatsächlichen Gründe dafür sprach. Doch dieser Obelisk birgt eine angebliche Engelsschrift, die undechiffrierbar zu sein scheint. Und es werden heimliche Aufzeichnungen Marco Polos entdeckt, die von einer Stadt der Toten im asiatischen Dschungel berichten, wo es zu grauenhaften Exzessen bis hin zu Kannibalismus durch eine Seuche kam, wie sie offenbar gerade wieder ausbricht.

Eine wahnsinnige Hetzjagd rund um den Globus setzt ein, zumal Susan Tunis womöglich ein Anti-Gen im Blut und damit einen Schlüssel zur Beherrschung der Seuche hat – was einen unvorstellbaren Bio-Terrorismus möglich machen würde. Es kommt zu Feuergefechten, Entführungen, Explosionen und immer neuen Verbrechen mal im Vatikan, in Istanbul in der Hagia Sophia oder am Grab von Marco Polo. Bis zum dramatischen Showdown in den Tempelruinen von Angkor Wat im kambodschanischen Dschungel erlebt der Leser eine Achterbahnfahrt, gegen die ein James Bond-Abenteuer wie ein gemütlicher Bummelzug wirkt.

Das ist weder etwas für Zartbesaitete noch für anspruchsvolle Literaturfreunde, aber perfekt inszenierte Hochspannungslektüre, die in ihren wissenschaftlichen Grundlagen obendrein hervorragend recherchiert ist. Und absolut filmreich ist dieser Schmöker sowieso.

 

# James Rollins: Der Judas-Code (aus dem Amerikanischen von Norbert Ströbe); 544 Seiten; Blanvalet Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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