COTTIN/FARIA: „DAS SCHWARZE BUCH DER FARBEN"

Augen zu, wir schauen uns ein Bilderbuch an! Das ist durchaus keine verrückte Aufforderung, wenn man „Das schwarze Buch der Farben" von Menena Cottin in die Hand nimmt, für das Rosana Faria Illsustrationen der besonderen Art gefertigt hat: statt farbiger Bilder ist hier alles Schwarz auf Schwarz bis auf die wenigen silbrigen Sätze zur Erläuterung jeweils auf der linken Seite der nicht aufgeschnittenen Tonpapierbögen.

Diese Sätze sind außerdem auch in der Blindenschrift aufgeprägt, die der vor 200 Jahren geborene Louis Braille erfunden hat. Und darum geht es auch: wie „sehen" Blinde Farben, wenn überhaupt? Dazu sind jeweils auf der rechten Seite hauchfeine Strukturen aufgeprägt wie zum Beispiel von Flaumfedern, schwarzer Lack auf schwarzem Papier und im Text erklärt der blinde Thomas die Farben.

Zur Farbe Gelb sagt er, die schmecke für ihn nach Senf, und sie sei so weich wie der Flaum von Küken. Auch für Rot, Braun, Blau und andere Farben gibt er Beschreibungen ab, die es nun für Blinde wie Sehende zu ertasten gilt. Und wer dann den Text in der Braille-Schrift verfolgen will, merkt, dass Lesen hier Fühlen mit viel Fingerspitzengefühl heißt. Für Sehende eröffnet das eine Vorstellung von den Wahrnehmungsmöglichkeiten Blinder, die ihre übrigen Sinne für ihre abweichende „Sichtweise" benötigen.

Das einzigartige Buchexperiment aus Mexiko wurde bereits mit dem Bologna Ragazzi Award aufgezeichnet und empfiehlt sich besonders für Vor- und Grundschule. Fazit: ein wertvolles Buch für Sehende wie Nichtsehende, das selbstverständlich auch die gesamte Braille-Schrift in spür- und lesbarer Form aufführt.

 

# Menena Cottin/Rosana Faria: Das schwarze Buch der Farben (aus dem Spanischen von Helga Preugschat); 32 Seiten, ill., Querformat; Fischer Schatzinsel, Frankfurt; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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