JÖRG KASTNER: „DIE TULPE DES BÖSEN"

Erneut widmet sich Jörg Kastner in einem historischen Thriller der Stadt Amsterdam und diesmal im Jahr 1671, im sogenannten Goldenen Zeitalter der jungen Republik. Die Niederlande haben den Tulpenwahnsinn der 30er Jahre, der mit seiner Spekulationshysterie um den Handel mit Tulpenzwiebeln eine riesige Finanzblase erzeugte und in einer Wirtschaftskrise endete, mittlerweile überstanden und blühen erneut.

Aber es gibt noch immer Liebhaber und erbitterte Feinde der orientalischen Pflanze. So trifft sich ein kleiner Zirkel von Tulpenfanatikern jeden Montag im Wirtshaus „Zu den drei Tulpen" und allesamt sind sie hochangesehene Bürger. Doch zwei von ihnen wurde nach diesen Zusammenkünften erstochen und man schaltet Amtsinspektor Jeremias Katoen mit seinen Bütteln ein, um den Mörder zu fassen. Das Verwirrende an den Taten ist, dass die Opfer nicht ausgeraubt wurden, man bei ihnen jedoch jeweils ein schwarzes Tulpenblatt mit roten Tupfen fand, Teile der geheimnisvollen giftigen Bluttulpe.

Die Tulpe des Bösen" heißt denn auch der Titel des Romans und Amtsinspektor Katoen bekommt es mit einem wahrhaft gerissenen Tulpenmörder zu tun. Er gerät auch selbst immer wieder in Lebensgefahr, wenn er in dem üblen Labyrinth düster verwinkelter Gassen am Hafen mit zwielichtigen Gestalten aneinandergerät oder dem unheimlichen Verbrecher im vornehmen Grachtenviertel begegnet. Im atemlosen Wettlauf mit der Zeit – der nächste Montag mit dem Treffen der Tulpenfreunde naht! - verliert er nicht nur einen seiner Büttel durch einen nächtlichen Degenstich, er kann auch einen weiteren Mord nicht verhindern.

Katoen muss sich durch ein Dickicht von Geheimnissen kämpfen, sei es um die hohe Kunst der Kartenmacher, sei es um die teuflischen Eigenschaften der Bluttulpe. Mehr sei hier nicht verraten von der mitreißenden Geschichte, das einem überraschenden Ausgang entgegenreibt. Die Qualität des Romans liegt außer im Tempo und dem durchweg filmreifen Geschehen vor allem in dem exzellent recherchierten Zeit- und Lokalkolorit, das die Gänsehaut-Atmosphäre immer wieder aufs neue beflügelt. Fazit: ein hervorragend gelungener Historienschmöker für lange Winterabende. Nicht mehr, aber nicht weniger.

 

# Jörg Kastner: Die Tulpe des Bösen; 455 Seiten; Knaur Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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