MARC LEVY: „KINDER DER HOFFNUNG"

Marc Levy verkaufte von seinen leichtfüßigen Liebeskomödien wie „Solange du da bist" Millionen Exemplare. Nun aber hat er seine hohen Talente für überzeugende Charaktere und exzellente Dialoge für ein zutiefst ernstes Thema eingesetzt und überzeugt damit mehr als je zuvor. „Kinder der Hoffnung" heißt sein neuer Roman und der französische Autor erzählt darin eine auf Tatsachen beruhende Geschichte.

Die spielt im sogenannten Freien Frankreich des Marschall Pétain und erfahren hat Levy sie als junger Erwachsener von seinem Vater Raymond, der sie zusammen mit dem jüngeren Bruder Claude erlebt und durchlitten hat. Im März 1943 schloss sich der Sohn jüdischer Eltern als „Jeannot" der Brigade FTP-MOI in Toulouse an, einer Widerstandsgruppe von Jugendlichen etlicher Nationalitäten. Gegen die Nazis und ihre französischen Helfershelfer wollen sie kämpfen und vielfach sind es nur Nadelstiche, die sie den Feinden von Freiheit und Frieden versetzen können, für die sie aber dennoch Angst, Gefangenschaft, Folter und Hinrichtung wagen.

Erschwert wird ihr Wirken dadurch, dass sie ohne Einbindung in die ungleich besser organisierte Résistance agieren. Gleichwohl wird hier ein Nazi-Offizier getötet, dort fliegt eine Brücke in die Luft und es gelingt ihnen sogar, auf einen Streich zwölf Lokomotiven zu zerstören. Oder sie üben Rache an einem französischen Staatsanwalt, der ein Todesurteil gegen einer ihrer Freunde ausgesprochen hat. Um so brutaler gehen die Schergen der Nazis mit ihnen um, als sie gefasst werden. Noch packender und bewegender wird der Roman nun bei den Schilderungen der Qualen durch die Haftbedingungen und den brutalen Zynismus ihrer Peiniger.

Viele ihrer Kameraden kommen um und für manchen von ihnen ist es ein grausamer Tod. Zugleich fasziniert der unbändige Durchhaltewille der meisten dieser jungen Menschen, denen die Jugend gestohlen wurde und die nur die Sehnsucht nach einem neuen Frühling mit einer ersten Liebe aufrecht erhält.

Und Marc Levys Vater erfüllt schließlich das Versprechen, das er einem sterbenden Freund gab – die Geschichte dieser kleinen Gruppe von Freiheitskämpfern der Nachwelt zu erzählen, damit sie nicht vergessen werde. Der Autor hat daraus eine tief bewegende Hommage an kleine Helden der Freiheit gemacht, die in dunklen Zeiten die Hoffnung auf eine bessere Zeit hochhielten.

 

# Marc Levy: Kinder der Hoffnung (aus dem Französischen von Bettina Runge und Eliane Hagedorn); 364 Seiten; Knaur Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: BEL 590 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de