ANTON HOLZER: „DAS LÄCHELN DER HENKER"

Schon Anton Holzers Textbildband „Die andere Front" deckte auf, dass der Erste Weltkrieg nicht so viel weniger grausam war als der Zweite. Mit seinem neuen Werk „Das Lächeln der Henker" aber reißt der Wiener Fotohistoriker den Mantel der vermeintlichen Ritterlichkieit dieses ersten Weltenbrandes endgültig von der überlieferten Kriegsberichterstattung.

Der unbekannte Krieg gegen die Zivilbevölkerung 1914 – 1918" lautet der Untertitel dieses Buches, dessen umfangreiches Bildmaterial wahrhaft schaudern lässt. Wusste man bisher von wesentlichen Verbrechen gegen Zivlisten noch am ehesten aus Belgien, wo deutsche Greueltaten überliefert sind, so eröffnen Holzers Forschungen ein barbarisches Treiben der Soldateska der k. und k. Monarchie im Südosten Europas und auf dem Balkan von erschreckendem Ausmaß.

Gleich in den ersten Kriegsmonaten wurden dort tausende von Zivilisten als angebliche Spione und Verräter ermordet, bevorzugterweise durch Aufhängen an schnell zusammengezimmerten Galgen. Doch die dokumentierten bis zu 36.000 Mordopfer, die allein den österreichisch-ungarischen Militärs für diese Zeit angelastet werden, sind nicht das Ergebnis spontaner, ungezügelter Gewaltexzesse, sie geschahen zum überwiegenden Teil auf Veranlassung oder gar Befehl der obersten Milztärführung.

Die serbische Stadt Sabac stellt Holzer als besonders scheußliches Beispiel heraus. Hier fanden bereits in den ersten Kriegstagen Massenhinrichtungen und Massaker statt. Was später zum Tabu wurde, fand damals dagegen durch unzählige Fotos durchaus positive Beachtung bis hin zu Feldpostkarten von Hinrichtungen, die über offizielle Armeeverkaufsstellen vertrieben wurden. Das vielleicht Widerwärtigste an all den Aufnahmen durch Militärs und Schaulustige aber ist dieses allenthalben gezeigte Lächeln der Henker und ihrer Zuschauer, mal zufrieden, mal sogar höhnisch, niemals aber ernst oder gar schuldbewusst.

Die Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges mussten den Krieg gegen die Zivilbevölkerung nicht erst erfinden, sie hatten reichlich Vorbilder. Anton Holzer belegt mit über 100 authentischen Schwarzweißbildern, dass die Verbrechen weder der Gerüchteküche noch feindlicher Propaganda entsprangen.

 

# Anton Holzer: Das Lächeln der Henker. Der unbekannte Krieg gegen die Zivilbevölkerung 1914 – 1918; 208 Seiten, über 100 SW-Abb., Großformat; Primus Verlag, Darmstadt; € 39,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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