FRIEDRICH ORTER: „HIMMELFAHRTEN. HÖLLENTRIPS"

Mit seinem Buch „Himmelfahrten. Höllentrips" legt der österreichische Journalist Friedrich Orter einen weiteren Tätigkeitsbericht seines Schaffens als einer der profiliertesten Kriegsberichterstatter unserer Zeit vor. Seit über 30 Jahren arbeitet er als Redakteur und Reporter für den ORF (Österreichischer Rundfunk) und im Gegensatz zu vielen Rechercheuren aus der sicheren Etappe geht der vielfach Ausgezeichnete immer wieder auch dort hin, wo es „flimmert".

Als typisches Souvenir mag jenes Foto aus der Umsturzzeit im Dezember 1989 in Rumänien gelten, das ein „Zimmer mit schlechter Aussicht" zeigt – ein Einschussloch im Fenster, entstanden während seiner Anwesenheit. Und dieser Bericht gehört zu den bizarrsten, denn Orter gelingt nicht nur ein Interview mit dem Offizier, der die Exekution der Eheleute Ceaucescu leitete, bei der diese mit Kalaschnikows niedergemäht wurden. Auch das Original-Protokoll der letzten Stunden des Diktators lässt an Makabrem kaum zu wünschen übrig.

Die meisten der elf Kapitel sind jedoch neueren Krisenherden gewidmet, so Pakistan zur Zeit der Rückkehr und Ermordung von Benazir Bhutto. Orters nüchtern-schonungslose Bestandsaufnahme der Situation im vermutlich gefährlichsten Hexenkessel der Gegenwart und nahen Zukunft lässt schaudern, wogegen er für den Irak sogar fast so etwas wie Optimismus erahnen lässt. Doch das Schaudern gilt ähnlich auch für seine tiefschürfende Spurensuche nach Abu Musab Al Zarkawi, dem inzwischen umgekommenen al-Kaida-Führer im Irak, der eigenhändig vor laufender Kamera eine US-Geisel enthauptete.

Orters überaus plastischen Berichte widmen sich aber auch vergessenen oder unbeachteten Krisenherden oder den Elendsszenarien, die sie hinterlassen haben wie im Libanon, im Kosovo oder in Albanien. Er war vor Ort, hat mit den unmittelbar Betroffenen gesprochen und erhellt immer wieder Hintergründe, wo andere gar nicht erst hingeschaut haben. Und er scheut weder klare Worte noch das plastische Bild, während er zugleich mit beklemmend direkter, knapper Sprache trotz aller eigenen Betroffenheit um gnadenlose Sachlichkeit bemüht ist.

Seine wohltuende Wortkargheit in all der eitlen Fernseh-Geschwätzigkeit prägt auch seinen exzellenten dokumentarischen Schreibstil. Orter ist ein Berichterstatter im Sinne des Wortes und stets mit dem unbeirrbaren Blick für das Wesentliche auch hinter den Ereignissen und im Detail. Das zeichnet ihn aus und das macht ihn zum Vorbild. Und es macht die Qualität dieses außerordentlich authentischen Buches aus.

# Friedrich Orter: Himmelfahrten. Höllentrips; 188 Seiten, div. Abb.; Ecowin Verlag, Salzburg; € 23,60

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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