Buchrezensionen-Online.de

C.REES: „DIE KINDER DER SECHSTEN DÄMMERUNG"

Einen ungewöhnlichen Jugendroman legt die englische Erfolgsautorin Celia Rees mit ihrem ersten Ausflug ins Genre der Fantasy vor. „Die Kinder der sechsten Dämmerung" ist erfrischend anders als die meisten dieser Romane, denn dieses aufwühlende Abenteuer spielt in drei Zeitebenen und vermischt diese mit viel Realem, aber auch mit Mystischem und alten Göttersagen.

Zum Einstieg führt der junge Mikel kurz in die Alte Zeit, in der Furchtbares durch die herannahenden Götterbestien droht. Dann aber stehen erst einmal die etwa 15-jährige Zillah und der gleichaltrige Adam im Mittelpunkt. Zillah wurde als Kind entführt und in der Sekte der „Kinder der sechsten dämmerung" mit ihren Leidensgenossen zu willenlosen Geschöpfen aufgezogen. Als der Advokat, der Sektenführer, jedoch den Gemeinschaftsselbstmord aller Kinder befiehlt, entzieht sich Zillah diesem Wahnsinnsakt und überlebt als einzige. Ins Krankenhaus eingeliefert, begegnet sie Adam, dem eine schwere Operation bevorsteht. Die Beiden verbindet eine apokalyptische Aufgabe, von der sie jedoch noch nichts ahnen. Vielmehr muss Zillah erneut fliehen vor den Sektenführern, während Adam unters Messer muss.

Schon jetzt ist das Geschehen ebenso kompakt wie komplex, doch nun kommen die Reisenotizen von Brice Ambrose Stone hinzu. Sie erweitern die Geschichte nicht nur um das rätselhafte Aufeinandertreffen Adams mit seinem lange vermissten Vater, sie führen auch in eine Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts und hier unter anderem zu den Indianern Amerikas, zu Schamanen und zu seltsamen Funden, die manche alte Erkenntnisse auf den Kopf zu stellen scheinen.

Schließlich folgt der Wechsel in die Alte Zeit mit ihren grausigen Götterbestien und ihren bösen Priestern und jener dunklen bedrohung auf dieser Ebene, dass die blutrünstigen Wesen die Welt erobern und deshalb mit von Menschenhand gebauten Booten die Inseln verlassen wollen. In anderer Gestalt müssen Adam und Zillah hier dramatische Kämpfe gegen die Götter bestehen und den magischen dunklen Kristallschädel zerstören, während in der Gegenwart eine Weissagung für 2012 den Weltuntergang androht.

Das überpralle Buch fesselt mit einer verschlungenen Geschichte, die neben viel Okkultem auch mit etlichen grausamen Szenen aufwartet, also nichts für Zartbesaitete ist. Die mystischen und historischen Grundlagen sind exzellent aufbereitet und das Ganze überzeugt in seiner intelligenten Dramaturgie. Fazit: wer sich auf diese ebenso gewaltige wie anspruchsvolle Spannungslektüre einlässt, wird reichlich belohnt.

# Celia Rees: Die Kinder der sechsten Dämmerung (aus dem Englischen von Nina Schindler); 445 Seiten; Fischer Schatzinsel, Frankfurt; € 15,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)