JOHN GREEN: „DIE ERSTE LIEBE"

Mit seinem Debütroman „Eine wie Alaska" landete John Green einen vielfach ausgezeichneten Erfolg. Sein neuer Roman ist ganz anders und weit weniger beklemmend, aber mindestens genau so gut mit einer überaus gewitzten Geschichte. „Die große Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen)" lautet der Titel und im Mittelpunkt steht das ehemalige Wunderkind Colin Singleton, soeben fertig mit der Highschool und von seiner Freundin verlassen.

Eigentlich hat der 17-jährige Einzelgänger mit dem hohen IQ und dem enzyklopädischen Wissensschatz ja viel Erfolg, denn immer wieder fliegen wirklich hübsche Mädchen auf ihn und erstaunlicherweise heißen sie sämtlich Katherine. Das Dumme ist nur – sie lassen ihn alle schon bald wieder sitzen. Wie jetzt zum 19. Mal eine Katherine, von der man allerdings im Laufe der Geschichte erfährt, mit welcher Schusseligkeit er sie vergrault hat. Tatsache aber ist, dass er diesmal richtig geknickt ist und ihm weder die von ihm beherrschten elf Sprachen noch die blitzschnell entworfenen Anagramme aus dem Blues helfen.

Zum Glück hat der Stubenhocker einen einzigen richtigen Freund und dieser Hassan stellt fest: „Du hast ein sehr kompliziertes Problem mit einer sehr einfachen Lösung: Tapetenwechsel!" Zu seinem eigenen Erstaunen geht Colin darauf ein und im Nu sitzen sie in seinem Leichenwagen (gekauft vom Preisgeld in einem knochentrockenen TV-Quiz für echte Nerds!) und verlassen das heimische Chicago aufs Geratewohl. Noch bevor sie einen Zielpunkt anlaufen, hat Colin endlich die Idee, wie er mit seinem Genie etwas Bleibendes schaffen kann, das die Welt verändert: das bahnbrechende mathematische Theorem zur Berechnung der Aufspaltung der Welt in Sitzenlasser und Sitzengelassene.

Während ihn dieser Ehrgeiz unablässig an der Formel arbeiten lässt, gibt sein dicklicher Freund, der sich stets mit den Worten „Hassan Harbish. Sunnitischer Moslem. Kein Terrorist" vorstellt, den praktisch veranlagten Kumpel, der im Übrigen von ebensolch sprudelndem Witz wie von einem beeindruckenden Mangel an Ehrgeiz geprägt ist. Dieses wunderbar schräge Duo gelangt schließlich in das abgelegene Kaff Gutshot, Tennessee, angelockt durch den Hinweis auf das dortige Grab von Erzherzog Franz Ferdinand (ja, der von Sarajewo 1914!).

Hier nun stoßen sie auf Lindsay Lee Wells, die auch ziemlich klug ist, und ihre Mutter Hollis, der die einzige Fabrik im Ort gehört, Prompt werden die Jungs angeheuert und finden Unterschlupf in der knallig pinkfarbenen Wells-Villa. Was sich hier nun in Sachen Theorem, realem Leben und Beziehungskisten entwickelt, ist ebenso turbulent wie filmreif, soll hier jedoch nicht verraten werden. Immerhin hat Lindsay einen Freund, der auch Colin heißt und zwischen den Colins knirscht es gewaltig. Aber auch Hassan macht herzerfrischende Erfahrungen ganz entgegen seinen Grundsätzen.

Das Alles zusammen ergibt einen riesigen Lesespaß, zu dem die hervorragend gezeichneten Charaktere ebenso beitragen wie der staubtrockene Humor mit einer Fülle von Pointen. Fazit: auch Greens zweiter Roman wird nicht nur junge Leser ab etwa 14 sondern auch Erwachsene fesseln und begeistern.

 

# John Green: Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen) (aus dem Amerikanischen von Sophie Zeitz); 288 Seiten; Carl Hanser Verlag, München; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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