URBAL PRIOL: „HIRN IST AUS"

Urban Priol, der Mann mit der Halbglatze und der Irren-Frisur, gehört längst zu der Handvoll deutscher Kabarettisten, die zu quasi jedem Thema bissig Erhellendes zu sagen haben und das auf höchstem Niveau. Nun legt dieser Spitzenalltagssatiriker wie sein Kompagnon Georg Schramm aus der Fernsehreihe „Neues aus der Anstalt" ein Buch mit einigen der besten Abhandlungen der letzte Jahre vor.

„Hirn ist aus" lautet der Titel ebenso knapp und kategorisch, wie der 47-Jährige auch sonst freundlich lächelnd bitterböse den Irrsinn des täglichen Lebens und die unsäglichen Taten der Regierenden aufspießt. Erfrischend fröhlich beißt er zu, dass die Gemeinten aufjaulen würden, wenn sie denn zuhörten und dann auch noch begriffen. Priol lässt ein wahres Feuerwerk aufsteigen von den spießigen Lustigkeiten einer Kreuzfahrt über Speise- und Kochspinnereien - „Der Chinese an sich, der hat seine Pudel zum Fressen gern!" - bis zu den Auswüchsen seiner Flugangst.

Ach ja, die Politik, da ist er ein Obergrantler mit einer allgemein tückischen Eigenschaft: er ist nicht typisch kabarettmäßig linkslastig, bei ihm kriegt jeder Haue, der es (sich) verdient hat. Und selbst „unser" Papst ist ihm wahrlich nicht sakrosankt und ganz nebenher erfährt man, dass die Lieblingsspeise von Kaltmamsell Angela Kohlroulade mit Knubbelmett ist – auf dass schön gerülpst werde im Kanzleramt.

Fazit: eine herzerfrischend muntere Sammlung von teils bekannten und teils vielleicht bereits vergessenen Höhepunkten mit köstlichen Satirekrachern dabei. Gibt es etwas Ergötzlicheres für einen kritischen Geist als diese Lektüre? Kaum, es sei denn Priol live in seinem fränkischen Dialekt hintersinnig babbeln zu hören.

Kennziffer: NF 206 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de