KAREN ROSE: „TODESSCHREI"

Schon der Prolog zu Karen Roses neuem Thriller „Todesschrei" lässt ein leichtes Frösteln den Rücken herunterlaufen, denn dieser Frasier Lewis, der da offenbar gerade seiner Vorliebe für einen Mord nach mittelalterlichen Foltermethoden das nächste Opfer zuführt, ist ein Künstler, der für seine makabren Gemälde die absolut lebensechte Inspiration braucht.

Das ist der Auftakt für Tage mörderischer Hochspannung für Detective Vito Ciccotelli von der Philadelphia Police, denn zur gleichen Zeit stößt diese auf eine vergrabene Leiche und die Forensiker wundern sich über die spezielle Herrichtung der jungen Toten. Die hinzugezogene Archäologin Sophie Johannsen entdeckt mit ihrer Spezialausrüstung, dass das verwilderte Grundstück insgesamt sogar 16 Grabstellen enthält, zwölf davon sind bereits belegt. Und die meisten der Leichen wurden nicht einfach 'normal' ermordet und dies geschah auch nicht mit modernen Waffen....

Dem gebannten Leser offenbart derweil der ebenso psychopathische wie intelligente Mörder seine abartigen Motive: seine Gemälde fließen als extrem realistische Folter- und Tötungsszenen in die hochgradig ausgefeilten Computerspiele der Software-Firma oRo ein. Deren Chef kann es gar nicht sadistisch genug bekommen für seine teuer bezahlenden Spezialkunden, doch selbst er ist nur Mittel zum Zweck für Lewis, der natürlich ganz anders heißt und sich als raffiniertes Chamäleon notfalls sogar ganz nah an die Ermittler heranmacht.

Aber niemand ist perfekt und selbst dieses Monstrum nicht, dennoch kommen Vito und Sophie – die dabei auf überaus romantische Weise ein Paar werden – nur milimeterweise voran. Dabei wissen sie, dass der Serienkiller seine restlichen Gräber füllen will. Und er braucht eine Königin, um sie für sein neues Computerspiel „The Inquisitor" bestialisch töten zu können, eine stattliche Schönheit zum Beispiel wie Sophie....

Mehr soll hier nicht verraten werden von dieser Achterbahn des Grauens, die selbstredend in ein absolut filmreifes Gänsehaut-Finale mündet. Die hohe Qualität dieses Romans liegt dabei nicht nur in den hervorragend gezeichneten Charakteren und den gelungenen Dialogen, sondern auch darin, dass es Karen Rose versteht, Grusel und Beklemmung real werden zu lassen, ohne in bluttrifenden Detailbeschreibungen zu schwelgen. Fazit: ein überdurchschnittlicher Thriller für Leser, die Nervenkitzel schätzen.

 

# Karen Rose: Todesschrei (aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter); 670 Seiten, Klappenbroschur; Knaur Verlag, München; 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: BEL 560 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de