FRIEDRICH ANI: „...MEMOIREN MIT GENAU ELFEINHALB"

Als Simon Kesselbeck vom ersten Verliebtsein erwischt wird, haut ihn das im wahrsten Sinne um. Es geschah an einem Dienstag im Juni, als er Annalena sah und prompt gegen eine Glastür knallt. Als er wieder zu sich kommt, hält sie ihn in ihren Armen und sagt, dass sie sein Herz bis zu sich schlagen hört. Und damit ist es um den elfeinhalbjährigen Münchner Realschüler geschehen.

Wie es dazu kam und was für eine bewegte Zeit damit anbrach, das erzählt Simon selbst und nennt das Niedergeschriebene „Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb". So drollig wie der Titel ist das gesamte Buch, mit dem sich der erfolgreiche Kriminal- und Jugendbuchautor Fredrich Ani erstmals an Leser ab zehn Jahre wendet. Ganz in der Sprache eines noch nicht ganz Zwölfjährigen schildert er mit größter Genauigkeit, was sich für Probleme mit dem ersten Verliebtsein ergeben, bis man endlich mühsam wieder Hirn und Herz in einen Gleichklang bringt.

Mal wird Simon kalkweiß, kalt und zittrig, dann wieder versagt ihm die Stimme oder er lügt seine Eltern an und überhaupt läuft plötzlich alles irgendwie schneller im Leben. Mit keinem kann er reden, nur Opa Ferdi, den er im Krankenhaus besucht, erkennt sofort, was mit dem Jungen los ist. Selbst sein „Alleinigsein" im Englischen Garten hilft nicht mehr so recht, dabei war Simon doch immer so minusprominent bis jetzt.

Bis er mit dem Hin und Her aus Glücksgefühlen und Hilflosigkeit endlich wieder halbwegs klarkommt, hat er schon noch einige herzklopfentreibende Situationen zu überstehen. Das reicht dann bequem für Memoiren und wenn Klassenlehrerin Leubl behauptet, Elfeinhalbjährige könnten noch keine Memoiren schreiben, hat sie offenbar keine Ahnung vom ersten Verliebtsein. Diese sind jedenfalls prima gelungen und überzeugen, weil sie die Gefühlsverwirrungen ebenso komisch wie einfühlsam und ziemlich authentisch beschreiben.

Kennziffer: KJB 337 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de