ALISON BAILEY u.a.: „CHINA"

Das Reich der Mitte in 4000 Jahren von der Yangshao-Kultur über den ersten Kaiser Qin Shihuang (der mit der Tonsoldatenarmee!) über Mao Zedongs kommunistische Volksrepublik bis zur nicht nur wirtschaftlichen Supermacht, die sich für Olympia 2008 gerüstet hat – dafür bietet der opulente Prachtband „China. Menschen – Landschaft – Kultur – Geschichte" von Alison Bailey und anderen Fachautoren ein atemberaubendes Portät.

Dieses in rote Seide eingeschlagene Buch feiert das so ferne, fremde und geheimnisvolle Riesenreich als älteste Zivilisation, seinen ungeheuren Schatz an landschaftlicher Vielfalt und Schönheit sowie seine faszinierende Architektur von uralt bis hypermodern mit einer Fülle hinreißender Fotografien und lehrreichen Abhandlungen. Zu den exquisiten Feinheiten gehören dabei eingestreute Verse chinesischer Poesie.

Im enzyklopädischen Teil des Bandes geben zahlreiche Abbildungen, Beschreibungen und Zeitleisten einen hervorragenden Blick auf die Geschichte Chinas, seine Entstehung aus frühestens Anfängen. Immerhin konnte sich das Han-Reich seinerzeit an Macht und kultureller Entwicklung durchaus mit dem Römischen Reich messen, während später maßgebliche Erfindungen wie Papier und Porzellan, Schießpulver und erster Buchdruck, das Feuerwerk und die Seide hier entstanden und die Heilkunde weit fortgeschritten war.

Deutlich wird auch, wie die gemeinsame Schrift- und Hochsprache aber auch die tief verwurzelte Weltsicht trotz der großen ethnischen und sprachlichen Vielfalt für einen Zusammenhalt sorgten. Dies erweist sich als um so bedeutsamer, wenn es um die neuere Geschichte geht, in der die unfreiwillige Öffnung gegenüber den westlichen Kolonialmächten im 19. und 20. Jahrhundert unter anderem durch die Opiumkriege den Niedergang des Reiches verursachten. Zugleich macht diese Entwicklung samt der harten Umbrüche durch Weltkrieg und kommunistische Revolution verständlicher, warum das Riesenreich mit dem tiefgreifenden Kurswechsel durch Deng Xiaoping nach der jahrzehntelangen Tyrannei durch Mao Zedong noch heute äußerst empfindlich auf noch so berechtigte Einmischungen von außen reagiert.

Faszinierende Einblicke in das alltägliche Leben zeigt dagegen der Teil „Ein Tag im Leben" der Chinesen vom Teebauern bis zur Unternehmerin, vom Schulkind bis zur Opernschauspielerin oder modernen buddhistischen Mönchen. Da leben 23 Millionen Kinder von Wanderarbeitern bei den Großeltern und die krassen Unterschiede des Wohlstands im kommunistischen Reich gehen von Millionen von Höhlenbewohnern bis hin zu Millionären in supermodernen Metropolen mit westlich-dekadentem Luxus. Fazit: Dieser Band bietet ein in dieser Qualität, Vielfalt und Schönheit derzeit wohl einzigartiges Porträt Chinas.

 

# Alison Bailey u.a.: China. Menschen – Landschaft – Kultur – Geschichte; 360 Seiten, über 1000 farbige Abb., Großformat in Seide gebunden; Dorling Kindersley Verlag, München; € 59,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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