EOIN COLFER: „COSMO HILL - DER SUPERNATURALIST"

Ein neuer Roman von Eoin Colfer, doch der Held ist diesmal nicht der geniale irische Jung-Gauner Artemis Fowl, der Schauplatz keine kauzige Fantasiewelt voller skurriler Wesen. „Cosmo Hill – Der Supernaturalist" lautet der Titel und der hat eigentlich nur eines mit Artemis gleich: auch er ist 14 Jahre alt.

Cosmo Hill ist ein Held ganz anderer Art in einem Thriller, der in der Zukunftsmetropole Satellite City im Clarissa-Fayne-Waisenhaus lebt. Gegen dieses Heim erscheint jedes heutige Gefängnis als Erholungsheim, denn die Insassen werden von den skrupellos herrschenden Konzernen zu Experimenten missbraucht, die man mit Tieren schon heute längst nicht mehr durchführen dürfte. Die Strafen für Fehlverhalten sind drakonisch und die Lebenserwartung liegt bei 15 Jahren.

Cosmo ist 14, als er die Chance zur Flucht ergreift, dabei aber fast tödlich verletzt wird. Als er erwacht, sieht er ein kleines blaues Wesen auf seiner Brust sitzen. Wie er später erfährt, war das ein Parasit, der Sterbenden die letzte Lebenskraft aussaugt. Dass Cosmo das Wesen überhaupt sehen konnte, ist eine Folge der Nahtoderfahrung, die ihn zum „Seher" und damit zum Supernaturalisten, gemacht hat. Dazu gehören auch seine Retter: Stefan Baschir, ein 18-jähriger ehemaliger Polizeikadett, Mona Vasquez, 15 und früher Mitglied einer Straßengang, sowie der zwergenwüchsige Arzt Dito, schon 28, aber äußerlich wie ein Kind.

Die Drei nehmen Cosmo auf und er lernt alles über die heimlich-unheimliche Bedrohung durch die Parasiten. Sie bekämpfen sie deshalb Tag für Tag gnadenlos und Anführer Stefan erklärt es zur schlichten Aufgabe der Gruppe – die Welt zu retten. Diese Welt mitten im dritten Jahrtausend aber ist kein sehr gemütlicher Platz sondern voller Gefahren und der Begriff „sozial" ist ein Fremdwort. Dennoch und trotz der haarsträubenden täglichen Kämpfe fühlt Cosmo erstmals so etwas wie Geborgenheit durch die neuen Freunde.

Ihr Kampf gegen die Parasitenflut führt sie schließlich zu Ellen Faustino, Chefin des schier übermächtigen Myishi-Konzerns, und zu einer Zusammenarbeit gegen den gemeinsam Feind. Die echten Interessen der Beteiligten jedoch wie überhaupt die Wahrheit entpuppen sich als viel komplizierter und der Hochspannungs-Actionthriller treibt in ein atemberaubendes Finale.

Fazit: kein Artemis Fowl, dafür ein ScienceFiction-Roman voller rasanter Ideen und überraschender Wendungen. Bei all der grenzenlosen Fantasie gibt Eoin Colfer der exzellent geschriebenen Geschichte mit einzelnen Anlehnungen an „1984" und „Schöne neue Welt" den nötigen Tiefgang, um nicht nur von Lesern ab etwa 12 Jahren ernstgenommen zu werden. Und wer sich auf dieses absolut filmreife Buch einlässt, wird es bis zur letzten Zeile verschlingen und auf die durch das offene Ende mögliche Fortsetzung hoffen.

 

# Eoin Colfer: Cosmo Hill – Der Supernaturalist (aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet); 287 Seiten, Klappenbroschur; List Verlag, Berlin; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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