PETER ACKROYD: „WIE ES UNS GEFÄLLT"

Peter Ackroyd ist ein Experte für die Themen London und Shakespeare, über die er unter anderem großartige Biographien verfasst hat. Nun legt er zur Abwechslung einen Roman vor, der beides auf spannende Weise miteinander verbindet: „Wie es uns gefällt". Dazu bringt er historische Figuren zusammen zu der fein verwobenen Geschichte eines aberwitzigen Schwindels, den es um 1800 tatsächlich gegeben hat.

Im Mittelpunkt stehen zum Einen die Geschwister Charles und Mary Lamb, deren „Tales from Shakespeare" für Kinder sich noch heute großer Beliebtheit erfreuen. Im Roman kommen sie mit William Ireland zusammen, dem Sohn eines Buchhändlers, und wie sie ein glühender Verehrer des berühmten Barden. Der junge Bursche aber ist ein gerissener Filou, der ihnen alsbald ein von ihm auf verschwiegene Weise entdecktes, bisher unveröffentlichtes Shakespeare-Drama und obendrein ein Testament des Dichtervaters präsentiert. Man kann sich denken, dass Beides Fälschungen sind – doch der Kriminalfall ist ohnehin nicht das eigentlich Bemerkenswerte an diesem gleichwohl fesselnden Roman.

London aber lässt sich trotz so mancher Ungereimtheiten auf den Leim führen und es kommt sogar zur Aufführung des Dramas im berühmten Drury Lane Theater. Erst nach dem grandiosen Reinfall des Stückes wird die Authentizität in Zweifel gezogen und bald ist der Skandal perfekt. Eine andere Ungeheuerlichkeit Shakespeareschen Ausmaßes aber kommt erst später ans Licht der Öffentlichkeit: Mary Lamb brachte in jungen Jahren in einem ihrer wiederholten Wahnanfälle die eigene, allerdings sehr tyrannische Mutter um. Ihrem Bruder, hauptberuflich Angestellter der Ost-Indien-Kompanie, gelang es, sie vor der Einweisung in eine Anstalt zu bewahren, indem er sich als Betreuer für sie verpflichtete.

Ackroyd hat hier spannende Fakten zusammengebracht und eine Fiktion daraus erstellt, die vor allem in ihrem exzellenten Zeit- und Lokalkolorit überzeugt, denn die Handlung ist in ein wahrhaft authentisches London um 1800 eingebettet. Zugleich spielt er mit der Liebe der Akteure zum genialen Dichterfürsten, aus dessen Leben und Werk viel Interessantes in die Geschichte einfließt. Das macht diesen Roman insbesondere für Literaturliebhaber zu einem echten Lesevergnügen.

 

# Peter Ackroyd: Wie es uns gefällt (aus dem Englischen von Eva Wahser); 224 Seiten; Knaus Verlag, München;

17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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