VEIT HEINICHEN: „TOTENTANZ"

Mit seinem fünften Fall des Triester Commissario Proteo Laurenti ist Veit Heinichen endgültig in der internationalen Oberliga der Krimiautoren angekommen, denn nach einem langsamen Einstieg stimmt hier einfach alles von den Charakteren über die weitverzweigten Verbrechensgebiete bis zu einer Achterbahnfahrt, die sich bis zum hochdramatischen Finale ständig steigert.

Totentanz" heißt diesmal der Titel und er beschert erneut hochaktuelle Gemengelagen, die selbst der Polizei teils noch unbekannt sind. Industriespionage, Schutzgelderpressung am Arbeiterstrich, Produktpiraterie, Falschgeld, Waffen- und Drogenhandel und jetzt auch noch eine lukrative Neuentdeckung der Balkan-Mafia: illegale Müllsentsorgung mit traumhaften Renditen.

Laurenti aber hat erst einmal private Probleme, denn der querköpfige Ermittler droht nicht nur Ehefrau Laura an einen Kunstmaler zu verlieren, seine langjährige kroatische Geliebte gibt ihm den Laufpass. Außerdem nervt ihn die neue Kollegin, die winzige Inspektorin Pina Cardareta, eine ebenso ehrgeizige wie wilde Type mit eigensinnigen Methoden. Nur von der ihn höchtspersönlich drohenden Gefahr ahnt er nichts, denn ein alter Bekannter aus dem ehemaligen Jugoslawien sinnt auf Rache und dieser mächtige Drahtzieher hat gerade eine neue Präzisionswaffe entwickeln lassen, für die Laurenti das erste Echtziel sein soll.

Den Anflug einer Bedrohung bekommt er ausgerechnet durch eine dreiste Journalistin, die nach dem Schnüffeln im Konsulat eines osteuropäischen Landes schwer verletzt aufgefunden wird. Im Büro der ausgesprochen selbstbewussten Konsulin mit der zweifelhaften Identität werden Fingerabdrücke von Tatjana Drakic entdeckt, der Schwester des kroatischen Mafia-Bosses. Die vielen Handlungsstränge verflechten sich zu atemberaubenden Szenen, zumal die ebenso scharf wie überzeugend gezeichneten Charaktere sich in abenteuerlichen Aktionen ins Gehege geraten.

Schließlich fällt Laurenti bei der Weinlese in dem wie immer en passant exzellent eingebauten Schauplatz der Adriastadt dem von langer Hand vorbereiteten Anschlag zum Opfer. Fast jedenfalls, aber mehr soll von dem explosiven Finale nicht verraten werden. Ein Appetitanreger dazu muss genügen: zuweilen helfen auch der Polizei nur noch die Methoden der Gangster, um diese kleinzukriegen. Das aber hat Heinichen in seinem fünften und bisher besten Laurenti-Fall absolut filmreif aufbereitet und eine herzhaft kompromisslose Melange geschaffen, die trotz aller Erfindung authentisch und bitterernst ist. Dazu passt einmal mehr der oft grantige Ton der Protagonisten, aber auch dieser fein eingeflochtene bissige Humor. Fazit: ein Meisterwerk des Genres.

 

# Veit Heinichen: Totentanz; 316 Seiten; Zsolnay Verlag, Wien; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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