R. DELSON: „DIE NOTWENDIGKEIT DES ZUFALLS IN FRAGEN DER LIEBE"

Ein ausgesprochen schräges Debüt legt der junge Ex-Jurist Rudolph Delson mit seiner New Yorker Stadtneurotiker-Komödie „Die Notwendigkeit des Zufalls in Fragen der Liebe" vor. Die erzählt nicht nur die witzige Romanze von Maynard und Jennica, sondern wagt es auch, den 11. September 2001 in die Geschichte einzubauen.

Doch auch die Erzählform ist ungewöhnlich, denn der Roman setzt sich aus Monologen von insgesamt 35 Charakteren zusammen von den Liebenden selbst über lebende und verstorbene Verwandte bis hin zu Randfiguren wie einem HipHop-Impresario oder zufälligen Augenzeugen. Und diese seltsame Melange funktioniert tatsächlich trotz aller Sprünge, zumal vieles vor Witz sprüht und manch aberwitzige Wendung für Spannung sorgt. Doch auch die Liebenden selbst, die sich in einer U-Bahn begegnen, aber erst allmählich ineinander verlieben, sind interessante Figuren. Maynard stammt zwar aus gutem Hause, dennoch ist er als misanthropischer Komponist und Filmemacher eher ein Loser und die attraktive Jennica, aus Kalifornien hierher umgesiedelte Finanzanalystin, zweifelt an sich selbst, weil sie mit Anfang 30 noch nie eine dauerhafte Beziehung geschafft hat.

Zu den skurrilsten Protagonisten zählt schließlich die russisch-israelische Ana, die auf eine vermeintlich grandiose Betrugsidee im Zusammenhang mit dem 11. September kommt, schließlich aber schmählich weglaufen muss, als sie beim Verkauf von Staub von Ground Zero erwischt wird. Auch sonst spürt man deutlich, dass Autor Delson im Geiste Woody Allens schreibt und dies ganz und gar als Filmvorlage samt Regieanweisungen vor jedem der zahllosen Monologe. Ob der Einbau des 11. September passt? Ja, denn gerade diese Konstruktion gibt diesem intelligenten witzigen Roman erst den nötigen Grad an Ernsthaftigkeit, ohne den die ungezügelten Monologe sich irgendwann lahmlaufen würden.

Fazit: eine versponnene Liebesgeschichte für Leser, die Romantik nur mit viel Esprit und schrägen Einfällen genießen können.

 

# Rudolph Delson: Die Notwendigkeit des Zufalls in Fragen der Liebe (aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren); 401 Seiten; Nagel & Kimche, Zürich;

€ 21,50

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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