ANDREW ZUCKERMAN: „WILD ANIMALS"

Reduziert man die äußeren Einflüsse der Umwelt auf das Minimum einer weißen Studioleinwand, bleibt bei einem Fotoshooting nur noch eines für das Auge des Betrachters bestehen: das eigentliche Objekt vor der Linse. Der US-Fotograf Andrew Zuckerman hat genau diesen Effekt, den er als erfolgreicher Werbefotograf so oft eingesetzt hat, nun bei einem Bildband mit Tierfotografien angewandt.

Wild Animals" heißt das einzigartige Werk, das wilde Tiere in außergewöhnlicher Plastizität zeigt. Zum Greifen nah scheinen da Löwe, Panther, Elefant, Zebra oder Adler, obwohl sie doch durch Wälder, Savannen oder Lüfte streifen. So klar und scharf wirken sie in ihrer Abbildung, dass der Betrachter jedes Haar, jede Feder und jedes Hautdetail zu erkennen glaubt bis hin zu einem solch unwahrscheinlichen Einblick wie den in das widerborstige Fellkleid eines Stachelschweins.

Dazu passt die Projektion von Charakterzügen, wenn da ein Puma arrogant schaut, ein Wildschwein listig grinst oder sich ein Schimpanse lustvoll räkelt wie einst der nackte Burt Reynolds als Pin-up-Modell. Hinzu kommen diese Makro-Wirkungen, wenn man Auge in Auge Blickkontakt zum Beispiel mit einem Argentinischen Hornfrosch hat. Der ästhetische Trick der Werbung erzeugt hier eine ins Extreme gesteigerte Objektbezogenheit, die eine magische Künstlichkeit besonderer Art bildet, denn alles ist ja in Wirklichkeit Natur.

Und aus ihr bezog Zuckerman die faszinierende Idee, als er vor Jahren eine tote Krähe mit einem ausgebreiteten Flügel im Schnee entdeckte, eine optische Komposition von hinreißender Klarheit. In diesem edlen Kunstbuch mit lauter natürlichen Objekten zeigt er nun eine Vielzahl von Lebewesen in ihrer ganzen Eigenart und Schönheit und das in einer intensiv verdichteten Ansicht, wie sie kein Zoobesuch bieten kann.

 

# Andrew Zuckerman: Wild Animals (aus dem Amerikanischen von Egbert Baqué); 300 Seiten, ca 150 Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; € 60

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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