WOODY ALLEN: „PURE ANARCHIE"

Ich bin wirklich erleichtert, dass sich das Universum erklären lässt. Ich dachte schon, das Problem läge bei mir." Auf solche genialen Anfänge kurzer Prosageschichten hat man sehr lange warten müssen, doch nun legt Woody Allen eine neue Sammlung mit 18 Erzählungen vor und trotzt dabei ziemlich erfolgreich einem Anflug von Altersmilde. Deshalb hat er auch den Titel „Pure Anarchie" dafür gewählt.

Noch immer nimmt der hoch kreative Filmemacher das Komische tierisch ernst und meist gelingt es ihm mit der leichtfüßigen Komik, die zwar intellektuell durchwirkt ist, dabei aber dennoch voller vernunftswidriger Widerhaken und voll der Kunst, Ereignisse und Figuren zu erfinden, die sofort einen Film ablaufen lassen. Natürlich einen Woody-Allen-Film und sei die gerade erzählte Sottise auch nur ein ablenkender Nebenstrang von etwas scheinbar unpassendem Größeren.

Da verkauft einer Gebete über Ebay und bekommt glatt eine Klage an den Hals – wegen Wirkungslosigkeit der Anrufung. Das Absurde feiert fröhliche Urständ bis hin zur veritablen Gerichtsverhandlung gegen den Disney-Konzern, in dem ein gewisser Micky Maus als Zeuge aussagt. Einige der Geschichten erschienen bereits im Kultmagazin „The New Yorker", doch auch sie werden Allen-Fans mit ihrem ungebremsten Nonsens neurosenbefreiende Freude bereiten. Und alles gipfelt in der gloriosen Erkenntniss, dass Woody Allen mit knapp 72 Jahren endlich die Frage aller Frage aufgespürt hat: „Wenn das Leben sinnlos ist, wie lässt sich dann die Buchstabensuppe erklären?"

 

# Woody Allen: Pure Anarchie (aus dem Amerikanischen von Malte Krutzsch); 189 Seiten; Kein & Aber Verlag, Zürich; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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