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HENRI STIERLIN: „SCHLÖSSER, VILLEN UND PALÄSTE"

In Band 4 der Reihe „Unsere Geschichte in Flugbildern" mit erläuternden Texten von Henri Stierlin geht der Kunst- und Architekturhistoriker auf die Faszination von Bauten ein, die eigentlich verzichtbar wären und nur Eitelkeiten, Prunksucht und Machtwahn ihre Entstehung verdanken: „Schlösser, Villen und Paläste". Ob römischer Kaiser, König von Frankreich, Preußen oder Bayern, ob Maharadscha, Modezar oder Ölbaron – für ihre offiziellen Residenzen oder privaten Refugien war den Mächtigen und Reichen das Beste gerade gut genug.

Da tobten sich die Fantasien von Herrschern und ihren Baumeistern in grandiosen Ensembles aus, die nicht selten das Ausmaß ganzer Stadtviertel erreichten und den ein oder anderen König gar ruinierten wie das bayerische Neuschwanstein. Oder es dauerte fast 30 Jahre bis zur Fertigstellung wie bei Chambord, dem Meisterwerk der Loire-Schlösser von 1519 mit seinen 440 Zimmern, das Bauherr König Franz I. dann jedoch nur für einige Wochen bewohnte. Für den Normalsterblichen wurden diese mal imposanten, mal hinreißend schönen Zeugen imperialer und höfischer Pracht erst zugänglich, als die jeweilige Epoche zuende ging.

Heute flanieren Touristen durch den Sommerpalast Zarskoje Selo (Titelbild) von Katharina der Großen wie auch durch das Versailler Schloss des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Dieser hinreißende Bildband mit seinen 31 Aus- und Aufklapptafeln mit Bauwerken aus aller Welt vom 2. bis zum 20. Jahrhundert aber bietet etwas, das selbst Kaisern und Königen seinerzeit noch verwehrt war: den einzigartigen Blick aus der Vogelperspektive.

# Henri Stierlin: Schlösser, Villen und Paläste (aus dem Französischen von Matthias Wolf); 186 Seiten, 90 Farbtafeln, davon 31 Aus- und Aufklapptafeln im Oktaviusfalz, Großformat; Schirmer/Mosel, München;

€ 39,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)