ISABEL ABEDI: „ISOLA"

Mag das Big-Brother-Prinzip im Fernsehen auch gescheitert sein, Erfolgsautorin Isabel Abedi macht daraus in ihrem dritten Jugendroman einen psychologisch ausgefeilten Thriller. „Isola" lautet der Titel und das ist auch der Arbeitstitel für ein Filmexperiment des großen Regisseurs Tempelhoff, zu dem er zwölf junge Leute zwischen 16 und 19 auf eine unbewohnte Insel vor der brasilianischen Küste schickt.

Drei Wochen sollen die sechs Mädchen und sechs Jungen in dem paradiesischen Idyll unter ständiger Beobachtung durch versteckte Kameras und Mikrofone leben. Drogen, Alkohol, Gewalt und Sex sind untersagt, andererseits gibt es kein Drehbuch, denn sie sollen einfach sich selbst spielen. Oder eben die Rollen, die sie ebenso vorgeben wie die selbst erfundenen Identitäten, die sie einander vorgaukeln. Ich-Erzählerin ist die knapp 18-jährige Joy, die sich hier Vera nennt und ein besonderes Gefühl auf dem Eiland hat, weil sie einst gegenüber auf dem Festland in Rio de Janeiro geboren wurde.

Aufregung, Nervosität und ein gewisses Kribbeln empfinden aber auch die Anderen. Als sie sich nach der ersten, angenehm verlaufenen Nacht beruhigt haben, kommt der große Schock, denn nun werden sie doch zu einem Spiel aufgefordert und das hört sich zwar einfach aber auch makaber an. Per Losverfahren wird einer von ihnen als heimlicher Mörder auserwählt und die anderen sind seine Opfer. Mord heißt dabei, das Opfer am linken Handgelenk zu ergreifen und in ein Versteck zu bringen, von wo es zum Festland transportiert wird. Erwischt der Mörder alle elf, ist er Spielsieger und erhält neben der Gage eine Prämie. Kann ihm jemand entwischen, so ist der der Sieger.

Die Empörung der zwölf über diese Aufforderung ist echt, ein Aussteigen aber käme teuer für den Verweigerer, weil er seine Gage verlöre. Doch es kommt noch viel schlimmer, als es schon bald ein echtes Mordopfer gibt und von nun jeder jeden belauert. Da beruhigt es Vera wenig, dass ihr Schwarm Solo sie zu beschützen versucht, zumal es einen heimlichen Manipulator an den Monitoren gibt und auch sonst bis hin zum starken Finale immer wieder Überraschendes passiert.

Dieser dicht und zupackend erzählte Roman fesselt bis zuletzt auch dank der hervorragend gezeichneten Charaktere und einer raffiniert aufgebauten Spannung. Fazit: ein absolut filmreifes Stück Literatur nicht nur für junge Leser ab 14 Jahren.

 

 

 

# Isabel Abedi: Isola; 324 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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