BARRY/PEARSON: „PETER UND DIE SCHATTENDIEBE"

Durchsetzt von ungeheuer viel Fantasie, Witz und Spannungselementen hatten der Humorist Dave Barry und der Thrillerautor Ridley Pearson mit „Peter und die Sternenfänger" im letzten Jahr einen hinreißenden Roman aus der Vorgeschichte des Jugendbuchklassikers Peter Pan verfasst. Nun ist es ihnen tatsächlich gelungen, diese atemberaubenden Abenteuer noch zu überbieten.

Peter und die Schattendiebe" heißt die neue Folge, die zunächst auf der Insel Mollusk, der auch als Niemalsland bekannten neuen Heimat Peters, beginnt. Dort gibt es die üblichen Querelen zwischen den Molluskern, Peters Freunden aus dem Waisenhaus und den Piraten unter Führung von Käpt'n Hook, der sich mal begriffsstutzig, mal granatenmäßig dummschlau aber immer erfolglos mit Peter anlegt. Der ärgert den alten Seebären und das winzige Vogelmädchen Tinker Bell mit den magischen Fähigkeiten hilft ihm gern dabei.

Die Idylle endet Schlagartig, als ein fremdes Schiff anlegt unter dem abgrundhässlichen Kapitän Nerezza. Mit dabei ist der gefährliche Gauner Slank, der im ersten Abenteuer schmählich von Meerjungfrauen davongejagt wurde und noch immer auf Rache an Peter sinnt. Die wahre Gefahr aber geht von dem unheimlichen Gast an Bord aus, Lord Ombra, der angsteinflößende Kälte verbreitet, stets schwarz verhüllt und dazu extrem lichtscheu ist.

Das widerwärtige Schattenwesen mit den übernatürlichen Kräften sucht auf Niemalsland die Truhe mit Sternenstaub, die er nach dem Abenteuer mit den Sternenfängern vor einem Jahr hier vermutet. Mit den Zauberkräften dieses wertvollsten aller Stoffe könnte er die Welt beherrschen und um das zu erreichen, ist er zu den übelsten Missetaten bereit. Als er erfährt, dass Sternenfänger Lord Aster die Truhe nach England geschafft hat, weiß Peter, dass damit auch seine Freundin Molly Aster im fernen London in höchster Gefahr schwebt. Dank seiner Berührung mit Sternenstaub vermag er bekanntlich zu fliegen und so eilt er Lord Ombras Schiff hinterdrein.

Noch bevor Peter und Tinker Bell, die ihn begleitet, Molly finden können, durchlebt der Junge allerlei unangenehme Begegnungen im unerfreulichen London der Zeit eines Charles Dickens. Zugleich treibt Lord Ombra als wabernde Kreatur, die den Menschen die Seele aus ihren Schatten stiehlt, ein Spiel, gegen dessen Bösartigkeit der fiese Käpt'n Hook wie ein ungezogenes Kind wirkt. Bald kommt der Schattenmann Lord Aster auf die Spur und nimmt Mollys Mutter zur Geisel, um sich den Sternenstaub zu erpressen.

Mehr sei von dem dramatischen Geschehen nicht verraten, das erst am berühmten Zauberort Stonehenge zu einem atemberaubenden und absolut filmreifen Finale führt. Man wird dieses Buch bis zur letzten Zeile nicht mehr aus der Hand legen wollen, denn es fesselt mit raffiniert aufgebauter Spannung samt atemlosen Verfolgungsjagden, gefährlichen Kämpfen und manchem Gänsehauteffekt, aber auch mit all den herrlich schrägen Typen, die sich hier farbenfroh und mit manch urkomischen Szenen tummeln. Die tolle Aufmachung des Buches und die Illustrationen von Greg Call krönen das große Lesevergnügen für Leser von zwölf bis 82 Jahren und man kann am Ende nur auf zweierlei hoffen: dass es bald eine Fortsetzung gibt und dass das Ganze verfilmt wird.

 

# Dave Barry/Ridley Pearson: Peter und die Schattendiebe (aus dem Amerikanischen von Gerda Bean); 508 Seiten, ill.; Oetinger Verlag, Hamburg; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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