GROSCHE/BALL:"DER TIERISCHE STRUWWELPETER"

Millionenfach gelesen wurde „Der Struwwelpeter", den der Arzt Heinrich Hoffmann bereits 1845 mit all seinen weltberühmten Figuren, Zeichnungen und pädagogischen Versen samt mahnendem Zeigefinger verfasste. Es hat etliche Variationen bis hin zu Parodien gegeben und auch einige Tier-Struwwelpetriaden.

Dennoch gilt es eine neue Version sehr zu loben: „Der tierische Struwwelpeter" von Erwin Grosche mit neuen Illustrationen von Sara Ball. Auf besonders orginelle Weise hat sich der Kabarettist und Kinderbuchautor mit den Versen befasst und sie im Geiste des Erfinders umgeschrieben ins Tierreich. Auch jetzt sind sie pädagogisch tiefgründig, jedoch um einiges milder in der Sprache, wenn zum Beispiel dem daumenlutschenden Konrad die Daumen nicht gleich abgeschnitten sondern nur zur Strafe schmerzhaft gequetscht werden. Kongenial zu den sehr ausdrucksvoll und schön geratenen Adaptionen der Originalbilder, die die renommierte Kinderbuchillustratorin Sara Ball mit liebevollen Details geschaffen hat, formte Grosche die Verse um und fand sehr überzeugende Entsprechungen der Hoffmannschen Figuren.

Da wird der Zappel-Philipp zum zappeligen Affen, der Löwe ist ein typischer Struwwellöwe und das Paulinchen mit den Zündhölzern die sprichwörtliche dumme Gans (was in der Tierpsychologie übrigens eindeutig falsch ist!). Die neuen Variationen überzeugen aber nicht nur durch ihren subtilen Humor, einiges ist auch heute noch von hoher Aktualität wie das magersüchtige Suppenkasperschwein oder die Verspottung eines schwarzen, also andersartigen Schafs. Fazit: der Original-Struwwelpeter war ein höchst wertvolles Buch, diese gelungene neue Fassung ist es ebenso.

 

 

  # Erwin Grosche/Sara Ball: Der tierische Struwwelpeter; 30 Seiten, farbig ill., Großformat; cbj-Verlag, München; € 13,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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