RICHARD C. CLARKE: „BREAKPOINT"

Glasfaserkabel werden gesprengt, Relaisstationen, ein neuer Supernachrichtensatellit durch verblüffende Eingriffe in den Weltraum abgedriftet und die Folgen sind fatal, denn die hochmodernen USA des Jahres 2012 sind plötzlich internetmäßig von der übrigen Welt abgeschnitten. Als nächstes werden High-Tech-Labore vernichtet und schließlich gar einem großen Teil der Nation durch Manipulationen der Netzsteuerungen die Elektrizität entzogen. Mit massiven nicht nur ökonomischen Folgen, wie man sich unschwer vorstellen kann.

Breakpoint" heißt der Technologiethriller, in dem Richard C. Clarke ein solch erschreckend wirklichkeitsnahes Horrorszenario beschreibt. Wie schon in „The Scorpio's Gate" lässt der ehemalige Sicherheitsberater mehrerer US-Präsidenten sein tiefgehendes Insiderwissen einfließen und gibt dem Roman zugleich absolut filmreifes Actionpotential. Erneut ist es Susan Connor vom Nachrichtendienst IAC, die als Agentin neben FBI und den Geheimdiensten in Aktion tritt, ihr zur Seite Jimmy Foley, ein New Yorker Detektive mit Irak-Einsatzerfahrung. Beider Spezialität ist die unkonventionelle Art der Ermittlung.

Die Reihe der Verdächtigen fokussiert sich schnell auf die aufstrebende Supermacht China, die anscheinend endgültig und trotz amerikanischer Schutzzusagen Taiwan heim ins Reich holen will. Oder vielleicht doch Al-Kaida, Iran und Konsorten? Doch die Anschlagsziele lassen Zweifel aufkommen und ergeben ein ebenso verwirrendes wie beängstigendes Bild, wenn auch Institutionen massiv angegriffen werden, die in der Entwicklung eines monströsen Computerprogramms im Internet weit vorgedrungen sind, an der Vernetzung von Software und menschlichem Gehirn arbeiten oder in geheimen Instituten „Designer-Kinder" mit gesteigerter Chromosomanzahl züchten.

Eine ominöse Gruppierung schürt durch raffinierte Angriffe und Manipulationen höchste Kriegsgefahr mit China herauf und verdeckt fast erfolgreich den gefährlichen Feind im Inneren. Das Finale soll hier nicht verraten werden, es bleibt auf jeden Fall ein intensives Frösteln eingedenk all der Vernetzungen und technologischen Neuerungen, die fast sämtlich nicht ScienceFiction sondern nahe oder bereits begonnene Zukunft darstellen. All die großenteils realen neuen Errungenschaften werden erläutert, wobei der Autor zum Glück durch die beiden Hauptakteure immer wieder die Informationsfragen stellt, die auch den Leser in Verwirrung versetzen.

So bleibt dieser hochaktuelle Thriller bis zuletzt spannend und realistischer, als einem lieb sein kann. In einem aufschlussreichen Nachwort erläutert Clarke den Sachstand einiger der utopisch erscheinenden Innovationen und lässt einen nachdenklich zurück.

 

# Richard C. Clarke: Breakpoint (aus dem Amerikanischen von Karin Düfner); 318 Seiten; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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