C. L. GRANATA: „BRIAN WILSON UND DIE BEACH BOYS"

Eine Biographie zu einem Album der Popmusik, geht das? Der amerikanische Musikwissenschaftler Charles L. Granata hat genau das geschaffen, doch es geht um mehr als das, wie schon der Titel andeutet: „Brian Wilson und die Beach Boys. Die Entstehung von Pet Sounds". Erzählt wird eine der fesselndsten Geschichten aus den Hochzeiten der Pop- und Rockmusik um 1966, in deren Mittelpunkt mit dem Album „Pet Sounds" ein künstlerischer Meilenstein steht.

Damit untrennbar verbunden ist die Vita Brian Wilsons als Mastermind hinter diesem Meisterwerk, der sich sowohl als Komponist wie auch als Arrangeur und Produzent als Genie erwies. 1961 Mitbegründer der quasi als Familienbetrieb entstandenen Band, die sich mit ihren fröhlichen Surf-Songs schnell in die Hitparaden sang, driftete der Klangtüftler bald immer mehr an den Rand der Gruppe und verlegte sich zunehmend auf die Produktion von Songs und ihrer Umsetzung im Studio. „Rubber Soul" von den Beatles (1965) schließlich ließ ihn verkünden, dass er dieses Werk zu übertreffen und etwas Einzigartiges zu schaffen gedenke.

Anfang 1966 begannen die Arbeiten in der ihm eigenen geradezu manischen Weise und schon zu dieser Zeit war sein LSD-Konsum immens mit später ruinösen Folgen für seine Psyche und gesamte Gesundheit. Für „Pet Sounds" aber befand sich der knapp 24-Jährige auf dem Zenit seiner Schaffenskraft, die neben unvergesslichen Songs wie „God only knows" auch eine Fülle von innovativen Produktionsideen mit sich brachte, die einen unwiderleglichen, wenngleich schwer abzuschätzenden Einfluss auf die Beatles haben sollten. Es ist bekannt, dass die britische Superband „Pet Sounds" sehr schätzte und mit Gewissheit Ideen daraus in deren Geniestreich „Sergeant Pepper's Lonely Hearts Club Band" eingeflossen sind.

Wenn „Pet Sounds" trotz aller Qualitäten nur ein bescheidener kommerzieller Erfolg beschieden war, mag es an einer kaum nachzuvollziehenden Fehlentscheidung gelegen haben: der bereits zur gleichen Zeit fertig produzierte geniale spätere Welthit „Good Vibrations" fehlte auf dem Album und ließ es so zum unvollendeten Meisterwerk werden.

Geschrieben ist das Alles in einem journalistischen subjektiven Stil und dürfte schon wegen der spannenden Einblicke in die Geheimnisse der revolutionären Produktionsweise Wilsons nicht nur Enthusiasten der großen Frühzeit der Popmusik begeistern.

 

  # Charles L. Granata: Brian Wilson und die Beach Boys. Die Entstehung von Pet Sounds (aus dem Amerikanischen von Henning Dedekind); 208 Seiten; Hannibal Verlag, Planegg; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: Bio 206 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de