RUTH RENDELL: „DIE LIEBE EINES MÖRDERS"

Michael Cellini erhielt durch seinen brutalen Stiefvater und seine indifferente Mutter eine verhängnisvolle Vorpärgung, die erklären mag, warum der Einzelgänger solch seltsame Obsessionen entwickelte. Er ist fasziniert von dem infamen englischen Serienmörder John Christie, der einst im Londoner Bezirk Notting Hill seine Unwesen trieb. Sämtliche Literatur über den Verbrecher hat er intensiv studiert und nun zieht er sogar in ein Haus ganz in der Nähe des abgerissenen Wohnsitzes seines Idols.

Cellini hat jedoch noch eine zweite Obsession, er ist besessen von dem farbigen Top-Model Nerisha Nash, dem er nachstellt. Das nun erklärt auch den Titel „Die Liebe eines Mörders" für Ruth Rendells neuen Kriminalroman, der einmal mehr tief in das Denken und Fühlen eines kriminell Gestörten blicken lässt. Doch der Außenseiter, der sein bescheidenes Einkommen mit Reparaturen in Fitnessstudios erzielt, bekommt nun ein Pendant, denn auch die Vermieterin in dem alten heruntergekommenen Haus lebt in einer sehr eigenen Welt. Diese greise Gwendolen ist allerdings harmlos, wenn sie sich ganz auf ihre einstige unerfüllte Liebe von vor über 50 Jahren beschränkt und reichlich schrullig ist.

Ganz anders dagegen Cellini in seinem Wahn, der durch seinen übersteigerten Aberglauben gegenüber der Zahl 13 noch gesteigert wird. Immer verbissener werden seine Versuche, endlich der eingebildeten Liebe zwischen ihm und Nerisha zu einem Aufblühen zu verhelfen und als der uneingestandene Frauenverächter dabei auf Widerstände trifft und sich auch noch getäuscht fühlt, explodiert diue lange aufgestaute Gewalt und auch für die Angebetete wird es nun gefährlich.

Mehr sei hier nicht verraten, doch die ungekrönte Königin des englischen Krimis hat einmal mehr ein gekonntes Geflecht komplexer Charaktere und raffinierter Verstrickungen entworfen, das zu fesseln versteht. Und die 13, die Cellini ständig begegnet und so gar nicht seine Glückszahl ist, wird ebenso bedeutsam wie jene Madame Shoshona mit ihren fragwürdigen Weissagungen.

Kennziffer: BEL 487 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de