D. M. CORNISCH: „MONSTER BLOOD TATTOO"

Es ist schon seltsam, wenn ein Junge Rosamund heißt, aber schließlich ist er ein Waisenkind und lebt in Madam Operas außerordentlicher Marineanstalt für Findelkinder. Noch seltsamer aber ist es für den häufig Gehänselten, als er bei dem freundlichen alten Schlafsaalaufseher Master Fransitat ein Monster Blood Tattoo entdeckt – so etwas bekommen nur Menschen, die ein echtes Monster besiegt haben.

Monster Blood Tattoo" ist auch der Titel des Debütromans von D. M. Cornish, der sich so außergewöhnlich entwickelt, wie er schon beginnt. Rosamund lebt in einer skurrilen und fantastischen Welt, die von ständigen Kämpfen gegen die Bedrohung durch Ungeheuer beherrscht wird. Auch er will einmal den seriösen Berufs des Monsterjägers ergreifen, allerdings ist er etwas klein geraten. So muss er zufrieden sein, als ihm ein Job als Laternenanzünder angeboten wird.

Wenn er nun dennoch in wilde Abenteuer gerät, so hat das mit seine Schusselichkeit zu tun, denn er besteigt auf dem Weg zum Arbeitsantritt das falsche Schiff, den heruntergekommenen Kahn des finsteren Kapitäns Poundinch. Von dem muss er unter Kanonenfeuer flüchten, als der Zoll die ominöse Ladung kontrollieren will. Auf der dann einsetzenden Irrfahrt begegnet Rosamund der legendären Monsterjägerin Europa und erlebt, wie sie ein schreckliches Ungeheuer besiegt. Der Junge kommt anschließend allerdings ins Zweifeln, denn so böse erschien ihm dieser riesige aber eher gutmütige Nicker gar nicht.

Ganz im Gegensatz zu einigen ausgesprochen unangenehmen menschlichen Zeitgenossen, allen voran seinem ebenso arroganten wie skrupellosen Mitschüler Gosling, der es regelrecht auf Rosamund abgesehen hat. Wie es dem kleinen Helden weiter ergeht, wie er von gefährlichen Grinslingen bedroht wird, aber auch mit menschlichen Monstern heftige Abenteuer durchfechten muss, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Rosamund überlebt, schließlich ist dies erst der Auftakt einer Trilogie.

Und auf die Fortsetzung wird man nach diesem fulminanten Auftakt ungeduldig warten, denn alles ist wunderbar erfunden, vor allem aber hat der junge Australier die längst ausgetretenen Pfade der üblichen Fantasy-Szenerien gemieden und stattdessen eine eigene fesselnde Kunstwelt mit einem kräftigen Hauch von Charles Dickens erschaffen. Für diese hat er neben etlichen beeindruckenden Illustrationen sogar ein umfangreiches Glossar samt Kartenwerk angefügt. Fazit: ein spannendes, ein intelligentes und ein sehr fantasievolles Lesevergnügen nicht nur für Leser ab zwölf Jahre.

 

# D. M. Cornish: Monster Blood Tattoo. Der Findling (aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer); 416 Seiten; Carl Hanser Verlag, München; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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