MALTE PRIETZEL: „KRIEG IM MITTELALTER"

Kriege hat es zu allen Zeiten der Menschheit gegeben, die Geschichte des Mittelalters aber war eine Geschichte ständiger Kriege, denn der Krieg war eine übliche Form der Politik. Entsprechend ist auch die gewisse Verwunderung zu verstehen, die aus den fränkischen Reichsannalen des Jahres 792 anklingt: „In diesem Jahr wurde kein Heereszug unternommen."

Was jedoch hatte man unter diesem scheinbaren Dauerzustand des Unfriedens zu verstehen? Dieser interessanten Frage widmet sich Malte Prietzel in seinem Buch „Krieg im Mittelalter", bei dem der Privatdozent für Mittelalterliche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin sich auf den Raum des Karolingerreichs und seiner Nachfolgestaaten beschränkt. Ausgang des an Fehden und größeren kriegerischen Ereignissen reichen Zeitraums sind die Züge der Franken, die Heere bis zu 30-35000 Mann umfassen konnten, welche jedoch recht einfach ausgestattet waren.

Die Kosten waren es später, die die Heere meist kleiner werden ließen, zumal mit dem Aufkommen der gepanzerten Ritter ab etwa 1100 die Ausrüstung immer wichtiger aber auch deutlich aufwändiger wurde. Während Prietzel eingangs auch die Bedeutung des „gerechten" Krieges einbringt – zum Beispiel gegen die Heiden – folgen dem vor allem die detaillierten Beschreibungen im Wandel von Strategien, Kampfesweisen, Waffen und Kriegsgründen. Beute, Ruhm und Ehre spielten eine wichtige Rolle bei den Motiven, während Mobilität, Logistik wie auch Befestigungsanlagen Verlauf und Erfolg von Kriegen entscheidend prägten.

Prietzels Verdienst liegt hier vor allem in der sachlichen Ausdeutung der Originalquellen, die einer kompetenten Interpretation bedürfen, da sie in der Regel aus verherrlichend ausgeschmückten Heldenberichten bestehen. In der Chronologie folgen die großen Veränderungen durch technische Entwicklungen wie auch den Wandel der Massenheere zu Ritter- und später zu Söldnerheeren mit gravierenden Veränderungen insbesondere ab etwa 1100 und im ausgehenden Mittelalter des 14. und 15. Jahrhunderts. Der Autor geht in seinen ebenso exzellenten wie auch für den interessierten Laien gut verständlichen Ausführungen außerdem explizit auf die wichtigsten Waffen, Rüstungen und Befestigungsbauten ein. Fazit: Dieses Werk bringt in Inhalt, Gestaltung und systematischer Gliederung alles mit für ein Standardwerk für dieses bisher zu Unrecht wenig beachtete Wissensgebiet.

 

# Malte Prietzel: Krieg im Mittelalter; 208 Seiten, div. Abb., Großformat; Primus Verlag, Darmstadt;

29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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