MICHAEL CRICHTON: „NEXT"

Ist Genmanipulation der Schlüssel für eine bessere Zukunft oder doch eher eine furchtbare Büchse der Pandora, an deren Deckel zu viele Wissenschaftler verantwortungslos herumnesteln? Michael Crichton hat bereits 1990 mit seinem Welterfolg „Jurassic Park" vor den Gefahren gewarnt, jetzt legt er mit seinem neuen Wissenschaftsthriller „Next" nach.

Hier jedoch werden keine Saurier-Fantasien gepflegt, vielmehr füllt der studierte Mediziner diese absolut gegenwärtige Science-Fiction mit viel Authentischem aus der Welt des Klonens und Vermischens menschlichen Erbgutes und malt das Menetekel einer Welt an die Wand, wie sie Aldous Huxley vor Jahrzehnten kommen sah. Wichtigstes Beispiel für den Verlust ethischer Werte und Grundrechte ist dabei Frank Burnet, dessen Zellen nach überstandenem Knochenmarkskrebs 3 Milliarden Dollar wert sind.

Die geldgierige Koalition aus Wissenschaftlern und Finanziers hat ihn jedoch um jegliches Geld und sogar um das Recht an den eigenen Immunzellen betrogen. Die BioGen Research Inc. ist in ihrem Besitz und wittert das Riesengeschäft – bis die Zelllinien eines Tages plötzlich kontaminiert und damit wertlos sind. Nur Burnet könnte neue liefern und so beginnt eine gnadenlose Jagd auf den mittlerweile Untergetauchten.

Dies ist allerdings nur einer von zahlreichen Erzählsträngen, die teils lediglich durch das Hauptthema miteinander verknüpft sind und wie schnelle Filmcuts mit treibender Handlung wirken. Da treten dann nicht nur skrupellose Forscher und gedungene Ganoven auf, sondern auch illustre Akteure der besonderen Art wie ein Schimpanse, der nach leichtfertigen Genversuchen weit mehr als das übliche Maß an Übereinstimmungen mit menschlichen Genanordnungen aufweist. Oder ein skurriler Papagei, der mehrsprachig auf erstaunliche Weise eigenständig redet statt nur Wortfetzen nachzuplappern.

Die ganz große Linie fehlt diesem Roman – da muss man wohl auf die garantierte Verfilmung mit stringentem Drehbuch warten – wogegen die Botschaft um so deutlicher wird, wenn makabre Versuche gemacht, Stammzellen von Ahnungslosen missbraucht und Tote heimlich ausgeweidet werden. Das ist erschreckend, furchterregend und zugleich spannend, denn Crichton bleibt zwar wie gewohnt literarisch allenfalls durchschnittlich, gleichwohl versteht er es wie nur wenige, aus brisanten, hochaktuellen Themen fesselnde Unterhaltungslektüre zu formen, die zugleich nachdenklich macht.

# Michael Crichton: Next (aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann); 544 Seiten; Karl Blessing Verlag, München; € 22,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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