PETER JAMES: „STIRB SCHÖN"

Mit dem packenden Thriller „Stirb ewig" legte Peter James ein fulminantes Krimidebüt vor, sein zweiter Roman um Detective Inspector Roy Grace von der Sussex Police steht dem an Qualität nichts nach. „Stirb schön" heißt es diesmal und das könnte gewissermaßen das Drehbuch dessen gewesen sein, was der Kleinunternehmer und Familienvater Tom Bryce auf einer CD-Rom zu sehen bekommt, die jemand in seinem Vorortzug vergessen hat.

Eine attraktive Frau beginnt sich in dem Film zu entkleiden, während hinter ihr ein Mann eintritt. Er umarmt die keineswegs Überraschte von hinten, zieht ein Stilett und sticht wieder und wieder auf sei ein. Dass dieses bizarre Sequenz jedoch mehr als eine geschmacklose Filmszene war, erfährt Bryce zu seinem Entsetzen, als anderntags die Leiche der jungen Janie gefunden wird und er ihr Bild in der Zeitung sieht. Doch bis dahin hat er bereits eine furchteinflößende Mail auf seinem Computer enthalten, dessen Festplatte anschließend auf rätselhafte leergefegt ist.

Für Ermittler Roy Grace und sein illustres Team setzt eine schwierige Suche ein und weder die Medien noch die widerwärtige Vorgesetzte erleichtern dies. Grace findet wichtige Spuren, doch sie scheinen zu nichts oder gar in die Irre zu führen. Als gespenstisches aber wenig hilfreiches Detail finden die Pathologen in der Leiche Janies einen eingeführten Skarabäus. Pathologin Cleo allerdings, eine wahre Schönheit, eröffnet nun einen intensiven Flirt mit Grace, der sich erstmals seit dem nie geklärten Verschwinden seiner Frau vor zehn Jahren wieder verliebt. Diese elegant gefasste Liebesgeschichte ist ebenso pikant wie gekonnt eingeflochten und bietet der spannungstreibenden Dramaturgie willkommene Farbtupfer des kurzen Aufatmens.

Mit dem Zeichen des Skarabäus wird mittlerweile Tom Bryce erneut konfrontiert und die Verbrecher, die unter diesem Symbol widerwärtigsten Belustigungen für perverse Zeitgenossen nachgehen, sind von kaltblütiger Mordlust beseelt. Der fallen selbst „Kunden" zum Opfer, wenn sie kleine Fehler machen und sogar der „Wetterfrosch" als Hacker-Genie einer ihrer nützlichsten Mitstreiter, stößt duch Eigensinn an lebensgefährliche Grenzen. Dabei machen gerade die unheimlichen Möglichkeiten moderner Computertechnik in den Händen skrupelloser Gangster einen erheblichen Teil der Schauer aus, die einem beim Lesen über den Rücken laufen.

Und als den Ermittlern klar wird, dass es sich um Morde für Snuff-Videos geht, also reale Sexualverbrechen zum abartigen Anschauungsvergnügen, beginnt ein atemloser Wettlauf mit der Zeit, denn die „Scarab-Productions" haben ihren Kunden bereits den nächsten noch rabiateren Snuff angekündigt. Mehr sei hier nicht verraten, denn das Finale ist dramatsich und wie der gesamte Fall absolut filmreif. Zu den Qualitäten, die diesen Roman zu einem hochklassigen Thriller machen, gehören auch die sehr genauen Charakterzeichnungen, durch die sämtliche Protagonisten und Roy Grace allen voran ebenso interessant wie realistisch geraten sind.

 

  # Peter James: Stirb schön (aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg); 381 Seiten; Scherz-Verlag, Frankfurt; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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