SUSANNE MISCHKE: „LIEBESLÄNGLICH"

Man hat schon von dem Phänomen der Knast-Groupies gehört, also Frauen, die sich in Häftlinge verlieben, obwohl oder gerade weil sie wissen, dass das Objekt ihrer Begierde einserseits Böses getan haben muss und andererseits langfristig festsitzt. Doch eine attraktive Frau wie Mathilde Degen, Anfang 40, Lehrerin und selbstbewusst alleinlebend – wie kann so jemand einem Langzeit-Sträfling verfallen?

Die vielfach preisgekrönte Krimiautorin Susanne Mischke hat daraus unter dem Titel „Liebeslänglich" einen Roman verfasst, der sich schnell zum packenden Psychothriller entwickelt. Mathilde lässt sich umgehend auf den vermeintlich so ungefährlichen, spielerischen Kontakt mit dem verurteilten Mörder Lukas Feller ein, den sie bei einem Arztbesuch kennengelernt hat. Der ehemalige Motivationstrainer hat etwas Charismatisches, Anziehendes, das bei der so wohl organisierten, intelligenten Frau ein wohliges Herzflattern auslöst.

Schließlich lässt sie sich sogar dazu hinreißen, den Kriminellen zu heiraten, obwohl er noch lange sitzen muss. Was zugleich eine gewisse Sicherheit vermittelt, bis Feller überraschend entlassen wird. Und noch bevor sie sich halbwegs sicher ist, ob ihr das wirklich gefällt, wird aus Mathildes Liebestraum ein Albtraum, der sie wie die Leser auf eine bitterböse Achterbahn der Ereignisse führt, von der hier aber nicht mehr verraten werden soll.

Der Autorin ist ein hochspannendes und zuweilen Gänsehaut verursachendes Lesevergnügen gelungen, das sowohl von den bisher selten thematisierten Beziehungen zu inhaftierten Kriminellen wie auch von der geschickten Dramaturgie profitiert.

 

# Susanne Mischke: Liebeslänglich; 297 Seiten; Piper Verlag, München; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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