ALFRED WERTHEIMER: „ELVIS MIT 21"

Gut 50 Jahre ist es her, dass der deutschstämmige Fotograf Alfred Wertheimer von der Schallplattenfirma RCA den Auftrag erhielt, deren neuen kommenden Star Elvis Presley bei zwei wichtigen Fernsehauftritten abzulichten. „Elvis, und wie weiter?" fragte Wertheimer nach, denn er hatte von dem 21-Jährigen, der in diesem März 1956 mit „Heartbreak Hotel" erstmals die US-Hitparaden anführte, noch nie gehört.

Doch die Chemie zwischen dem Jungstar und dem nur fünf Jahre älteren Fotografen stimmte sofort. Die einzigartigen Ergebnisse aus zwei Jahren Zusammenarbeit liegen nun zum Jubiläum mit dem Prachtband „Elvis mit 21. Von New York nach Memphis" vor. Es sind manche berühmte unter den rund 500 Schwarzweiß-Aufnahmen wie jene, die Elvis als Verehrer von Marlon Brando in dessen Motorradpose zeigt, vor allem aber faszinieren die vielen, die noch nie gezeigt wurden, denn sie offenbaren einen Elvis, wie er so privat und gelassen nie mehr vor einer Kamera agieren sollte.

Wertheimer erlebte den noch unsicheren Elvis, der sich sogar zur TV-Gesangsnummer mit einem zuschauenden Hund dirigieren ließ und sich ansonsten als stiller Einzelgänger erwies. Der recht brave Sohn einfacher Eltern ließ sich am Unabhängigkeitstag 1956 sogar von bulligen Sheriffs zur Bühne chauffieren – auf der aber war er der hüftenschwingende Rebell und kommende King of Rock & Roll und Wertheimer erinnert sich: „Ich spürte bereits an meinem ersten Tag mit Elvis, dass dieser Typ für großen Aufruhr sorgen konnte." Mit stets schussbereiter Kamera fing der Fotograf das Charisma des raketengleich aufstrebenden Weltstars ein.

Doch er dokumentierte weit mehr als nur Konzerte und Studioaufnahmen, weil er Elvis in der ganzen Zeit immer wieder ganz nah sein durfte. Über 3000 Fotos hat er in diesen Jahren geschossen und die zeigen auch den sehr jungen, schlaksigen Privatmenschen Elvis, der sich seiner Wirkung insbesondere auf Frauen noch gar nicht recht bewusst ist. Flirts sind da in intimen Schnappschüssen festgehalten, aber auch ein Elvis barfüßig in Badehose und mäßiger Allerweltsfigur, ja, sogar Elvis im Bad bei der Rasur ist zu sehen. Überdies durfte Wertheimer dabei sein, als Elvis nach Memphis umzog und er lernte dessen Eltern kennen.

Die Bilder sind spontan, schnörkellos und zugleich absolut authentisch. Zum großartigen Dokument der Musikgeschichte wird das exzellent aufgemachte Buch endgültig durch die sehr persönlichen Eindrücke, mit denen Wertheimer seine Zeit mit Elvis schildert. Ein schlafender Elvis, ein allein herumstromender Star beim Hemdenkauf oder beim Verzehr von Pommes Frites aber auch mit seiner geliebten Mutter Grace – das alles rundet die hinreißende Fülle der Fotos ab und macht das Werk zu einem einzigartigen Geschenk für jeden der immer noch nach Millionen zählenden Elvis-Fans.

 

# Alfred Wertheimer: Elvis mit 21. Von New York nach Memphis (aus dem Amerikanischen von Angelika Welt); 253 Seiten, ca 500 Abb., 8 Panorama-Ausklappseiten, Supergroßformat; Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; € 75

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: So 223 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de