ANDREAS DEBSKI u.a.: "ZENTRALSTADION LEIPZIG"

Das Zentralstadtion Leipzig war mit 100.000 Zuschauerplätzen nicht nur die größte Fußballarena auf deutschem Boden, es gehörte auch zu den legendärsten in einer Reihe mit dem Hamburger Volksparkstadion, der Dortmunder Kampfbahn Rote Erde oder dem Berliner Olympiastadion. Mit dem wichtigen Unterschied, dass es seine Triumphe in der kurzen Geschichte der DDR feierte.

Andreas Debski, Michael Kraske, Ingolf Rackwitz und Christian Werner haben nun eine Biographie der berühmten Sportstätte unter dem Titel "Zentralstadion Leipzig. Vom Stadion der Hunderttausend zum Fußballtempel" verfasst, die Sport- vor allem aber auch ein Stück deutsche Geschichte detailliert und sachlich darlegt. Leipzig war im Jahre 1900 die Geburtsstätte des Deutschen Fußballbundes DFB und der VfB Leipzig war der erste aller deutschen Fußballmeister. Die Autoren beschreiben diese Frühzeit des deutschen Ballsports, bevor sie auf die wechselvollen Ereignisse im DDR-Sport eingehen, die jüngeren Generationen und vor allem vielen Westdeutschen nur wenig bekannt sind.

In der sächsischen Großstadt entstand unter der Eigenleistung tausender Freiwilliger in der Rekordzeit von nur 15 Monaten aus 1,5 Millionen Tonnen Kriegsschutt eine riesige Sportstätte, die am 5. August 1956 nach Parteiwillen nicht mit den örtlichen Fußballteams sondern mit einem Spiel des DDR-Meisters Wismut Karl-Marx-Stadt gegen Honved Budapest eingeweiht wurde. Im selben Jahr schoss hier Fritz Walter beim Freundschaftsspiel seines 1. FC Kaiserslautern sein Jahrhunderttor per Hackentrick im Hechtsprung. Außer großen Turn- und anderen Sportfesten fanden hier legendäre Spiele statt, bei denen der FC Lokomotive Leipzig 1966 Denfica Lissabon mit Eusebio aus dem Messepokal wirft, Italien und Frankreich geschlagen werden und Superstars wie Maradona und Platini auftreten.

Der gut aufgemachte Textbildband schildert aber auch die düsteren Seiten, denn während der Bau ein regelrechter Wirtschaftskrimi zu DDR-Zeiten war, folgte der dauerhafte Versuch der Funktionäre, Fußballerfolge am Reißbrett zu planen. Und zu erzwingen, wobei Karrieren gefördert oder verhindert wurden und beim Thema Doping war man ebenfalls nicht zimperlich. Nach der Wende stand dann auch die Zukunft des Zentralstadions auf der Kippe, zumal der Blüte des VfB Leipzig nach nur einer Bundesliga-Saison schon 1994 der tiefe Fall folgte und das Stadion 1995 wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste. Eine schillernde Geschichte war es aber ebenso, die dann doch zur Wiederauferstehung führte.

Am 28. Januar 2000 zum 100. Geburtstag des DFB wurde der Grundstein für das neue Stadion gelegt. Dieser futuristisch wirkende Fußballtempel erlebte schließlich am 17. November 2004 seine Länderspielpremiere mit dem 3:0 der deutschen Elf gegen Kamerun. Dem umjubelten 4:3 gegen Mexiko im ConFed-Cup von 2005 sollen nun bei der Weltmeisterschaft 2006 viele große Spiele folgen, um die Legende von Leipzig fortzusetzen.

 

 

# Andreas Debski u.a.: Zentralstadion Leipzig. Vom Stadion der Hunderttausend zum Fußballtempel; 192, Seiten, div. Abb., Großformat; Das Neue Berlin, Berlin; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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