DONA KUJACINSKI: "HORST WENDLANDT"

Horst Wendlandt war der Filmfanatiker, der mit den Edgar-Wallace-Filmen und der Winnetou-Reihe Anfang der 60er Jahre seinen untrüglichen Riecher für den Publikumsgeschmack in sensationelle Erfolge umsetzte. Wie kaum ein Anderer machte er im deutschen Wirtschaftswunderland eine amerikanische Karriere vom Tellerwäscher zum Multimillionär, der Filmgeschichte schrieb.

1922 als Sohn eines russischen Landarbeiters an der Oder geboren, gaben ihn seine Eltern 1925 aus Armut zu seiner Tante und deren Mann, die ihn adoptierten und mit ihm nach Berlin zogen. Schon als Junge faszinierte ihn das Kino und so absolvierte er konsequenterweise mit 17 eine kaufmännische Lehre bei der Tobis Filmkunst. Nach dem Krieg schaffte er es schnell vom Filmkassierer zum Geschäftsführer und bald bis zum Produzenten bei der "Rialto". Der weitere Aufstieg des genusssüchtigen Instinktmenschen ist schlicht filmeif.

Auf Wunsch seines Sohnes Matthias hat die Journalistin Dona Kujacinski diese einzigartige Vita nun in einer lebensprallen Biographie veröffentlicht. Sie lässt dazu eine Fülle von Zeitzeugen erzählen, die von langjährigen Mitarbeitern und Freunden bis zu Persönlichkeiten wie Michael Gorbatschow, Mario Adorf und Götz George reicht. Thomas Gottschalk als einer der letzten Besucher des dynamischen Cholerikers mit dem weichen Kern kurz vor dessen Tod im August 2002 sagte über den väterlichen Freund: "Er hat fast alles richtig gemacht."

So zum Beispiel, als er 1971 zehn Chaplin-Stummfilme kaufte und keinen Verleih dafür fand. Kurzerhand gründete er seinen eigenen und hatte mit der Wiederaufführung der alten Filme einen Riesenerfolg. Der als Urviech geltende Wendlandt, der skurril geizig im Kleinen aber großherzig in großen Dingen war, brachte Otto Waalkes ins Kino und landete mit "Otto – Der Film" den größten Kassenerfolg der deutschen Kinogeschichte. Seiner genialen Übeeredungskunst verdanken die Fans außerdem, dass der scheue Loriot seine beiden Kultfilme fürs Kino drehte und der dankbare Vicco von Bülow schrieb auch das Vorwort für dieses Buch, das eine spannende Zeitreise in die Geschichte nicht nur des deutschen Filmes ist und zugleich faszinierende Einblicke hinter die Kulissen der verrückten Kinowelt eröffnet.

Das Alles wäre jedoch nur halb so mitreißend, wäre dieser Kinomogul mit dem Massengeschmack nicht solch eine interessante Persönlichkeit gewesen, wie vor allem auch die vielen herrlichen Anekdoten belegen. Abgerundet wird die Biographie von zahlreichen Fotos sowie einem ausführlichen Anhang zu Filmen und Auszeichnungen. Und nicht zu vergessen: Horst Wendlandt war auch als Wirtschaftsfaktor eine Größe, immerhin hatten die von ihm verliehenen Filme 197 Millionen Besucher, von den millionenschweren Produktionen ganz abgesehen.

 

# Dona Kujacinski: Horst Wendlandt. Der Mann, der Winnetou & Edgar Wallace, Bud Spencer & Terence Hill, Otto & Loriot ins Kino brachte; 544 Seiten, div. Abb.; Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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