JAMES HENKE: "MARLEY LEGEND"

Das Heer von Superstars der Rock- & Popgeschichte ist zwar groß, doch zur Legende werden die wenigsten. Dazu müssen sie mehr bieten als nur ihre Musik und meist befördert ein tragischer Tod vor der Zeit diesen Status wie bei Elvis oder bei John Lennon. Oder wie bei Bob Marley, der auf dem Gipfel des Erfolges vor 25 Jahres an Krebs starb.

Marley, der selbst für seine Freunde stets unergründlich und geheimnisvoll blieb, wurde als Sohn einer Jamaikanerin und eines britischen Offiziers am 6. Februar 1945 in einem entlegenen Dorf geboren, wuchs in Armut auf und wurde als charismatischer Musiker und Songschreiber der erste Weltstar, der nicht aus Amerika oder Europa kam. Schon 1961 gründete er die Wailers und 1964 hatten sie mit dem Ska-Titel "Simmer down" den ersten Hit auf Jamaica. Entscheidende Wenden sind 1967 Marleys Übertritt zur Rasta-Religion der Farbigen und ab 1969 der Siegeszug der Reggae-Musik, die Marley wie kein anderer prägte.

1973 bringt das Album "Catch a Fire" den weltweiten Durchbruch, zugleich verbreitet Marley in seinen Songs die Lehren der Rastafari und setzt sich so wegweisend gegen die Unterdrückung der Schwarzen ein, dass er neben Nelson Mandela und Martin Luther King zu den bedeutendsten Kämpfern gezählt wird. Immerhin erhält er 1978 von den Vereinten Nationen die Friedensmedaille der Dritten Welt. Doch der Mann, der Klassiker wie "I shot the Sheriff" und "No Woman, No Cry" schrieb und manchen als Dylan ebenbürtig erscheint, war privat eine schillernde Person als strenggläubiger Rastafari, fürsorglicher Vater seiner vier ehelichen Kinder und ein ungetreuer Ehemann mit sieben anderweitigen Kindern.

Nachdem bereits 1977 erstmals Hautkrebs festgestellt wurde, bricht die Krankheit 1980 noch vor dem Duchrbuch auch in USA voll aus und es kommt am 23. September 1980 in Pittsburgh zu seinem letzten Auftritt. Als er am 11. Mai 1981 in Miami stirbt, dauert es kaum drei Jahre, bis der erste Superstar der Dritten und der Ersten Welt mit dem Greatest-Hit-Album "Legend" unwidersprochen zu einer solchen erklärt wird – 10 Millionen verkaufte Alben sprechen eine deutliche Sprache. Längst ist er in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen worden und sein Status als Legende ungebrochen.

Musikjournalist James Henke hat zum 25. Todestag nun das Erinnerungsbuch "Marley Legend" herausgebracht, einen liebevoll gestalteten Textbildband mit zahlreichen, teils unbekannten Fotos, Reproduktionen von handgeschriebenen Songtexten und anderen Memorabilia sowie einer CD mit Aussagen Marleys zu verschiedenen Themen. Für Marly-Fans ein Muss, aber auch sonst ein interessantes Stück Musik- und Kulturgeschichte.

 

# James Henke: Marley Legend. Bob Marley – Die Legende (aus dem Amerikanischen von Anne Litvin); 64 Seiten, ca 100 Abb., 1 CD, Großformat im Schuber; Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bio 184 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de