EDO REENTS: "NEIL YOUNG"

Neil Young, einer der wichtigsten Vertreter der Rockmusik, feierte im November 2005 seinen 60. Geburtstag. Der Ikone aus Ontario, Kanada, für hinreißend schöne spröde Songs ebenso bekannt wie für extrem schwierigen Umgang mit ihm, hat Edo Reents versucht, ein Denkmal zu setzen mit seinem Buch "Neil Young. Eine Biographie".

Es sei vorweg gesagt: Feuilletonschreiber Reents hat eine interessante Chronik des Künstlers verfasst, die viel von der US-Musikszene der 70er Jahre bis in die Gegenwart erzählt, die Young immer wieder stark mitgeprägt hat – als Biographie aber ist dieses Werk gründlich misslungen. Youngs Werdegang von den Anfängen in der kanadischen Heimat über Buffalo Springfield, Crazy Horse und Crosby, Stills, Nash & Young bis zu seinem aktuellen Schaffen wird lediglich anhand vorhandenen und weitgehend bekannten Materials neu beschrieben.

Sicher sind die zahlreichen Stories des "Rolling Stone"-Magazins über Young als Person und über seine Musik eine hervorragende Wissensquelle, neu ist das alles nicht und es erfährt auch keine ernst zu nehmende tiefergehende Deutung. Auch ist es bei Songschreibern seines Kalibers von Interesse, welche Lebensumstände hier Auswirkungen zeigen oder direkt in einen Song mündeten, Textbruchstücke wie die hier zuhauf eingestreuten können dabei aber auch zu Fehl- oder Überinterpretationen führen. Besonders störend jedoch werden Vergleiche mit Bob Dylan: Young selbst bewundert den Songpoeten, doch trotz mancher großartiger eigener Werke ist er sowohl künstlerisch wie auch in seiner weltweiten Bedeutung für die Kunst weit davon entfernt, Dylan auch nur ähnlich zu sein, wie Reents mehrfach glauben machen will.

Neil Young, in vielem ein erzkonservativer Monomane, hat die Musikszene vor allem in den USA unbestreitbar stark mitgeprägt, zugleich stand er sich mit seiner erratischen und egozentrischen Wechselhaftigkeit aber auch immer wieder selbst im Weg, zu düster, zu rätselhaft für dauerhafte Freundschaften und Partnerbeziehungen. Von Reents jedoch erfährt man über das Wirken einerseits alles spürbar mit so viel Heldenverehrung, dass sie eingedenk größerer Idole der Rock- und Popmusik ein wenig übersteigert wirkt. Andererseits hat er ebenso spürbar aus der Ferne vom deutschen Schreibtisch nach Lage der eher mageren Fakten geschrieben und so bleibt diese Lebensbeschreibung eines schwierigen Künstlers distanziert und recht spekulativ.

Über das Schaffen des vielfach Unverstandenen und seinen Einfluss auf eine ungeheuer spannende Epoche der Musik allerdings bekommt der Leser einen interessanten Überblick und wird an zahlreiche Meilensteine der Rockmusik erinnert.

 

# Edo Reents: Neil Young. Eine Biographie; 304 Seiten, div. Abb.; Rowohlt Verlag, Berlin;

€ 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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