ISABEL ABEDI: "WHISPER"

Whisper nennt die 16-jährige Noa das verstaubte Haus auf dem Land, in dem sie mit ihrer Mutter die Ferien verbringen soll, denn von dem uralten Gemäuer geht etwas Unheimliches aus, eine unterschwellige Bedrohung, die allerdings nur Noa zu spüren scheint. Und "Whisper" heißt auch der Titel dieses Psychothrillers für Jugendliche, dem Erfolgsautorin Isabel Abedi viel knisternde Athmosphäre verliehen hat.

Furcht und Neugier empfindet Noa anfangs, doch für einen erhöhten Pulsschlag sorgt erst einmal David, der junge Handwerker mit den grünen Augen, nur wenig älter als die Ich-Erzählerin. Zugleich häufen sich die Spannungen mit der überkandidelten Mutter, einer bekannten Schauspielerin, und deren Begleiter Gilbert. Verstörend jedoch wird es für Noa, als sie sich zum Jux mit David auf eine Geister-Seance mit Gläserrücken einlässt – und eine Antwort erhält!

Der Geist von Eliza scheint zu ihnen zu sprechen, einer jungen Frau, die angeblich vor genau 30 Jahren in diesem alten Haus ermordet worden ist, auf jenem streng verriegelten Dachboden. Sollte "Whisper" tatsächlich ein Verbrechen verbergen und was hat es mit dem rätselhaften Juwel auf sich, von dem Elizas Geist sprach? Noa und David stoßen bei ihren Nachforschungen im Dorf auf eine Mauer unwilligen Schweigens und die vermeintliche ländliche Idylle lässt manch verborgenen Abgrund ahnen.

Doch die Geister, die da geweckt wurden, lassen sich nicht mehr wegleugnen und das Geschehen treibt auf ein hochdramatisches Finale zu. Mehr soll hier nicht verraten werden von dieser filmreifen Geschichte, die mit souverän gezeichneten Charakteren, einer geschickten Dramaturgie und der überaus lebensnahen Sprache eine Sogwirkung ausübt, der sich nicht nur Leser ab 13 Jahren bis zur letzten Zeile kaum werden entziehen können.

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)