RUTH RENDELL: "DER DUFT DES BÖSEN"

Ruth Rendell ist die Altmeisterin des klassischen britischen Krimis mit wenig Blutvergießen jedoch vielen psychologischen Verflechtungen. Das zeigt die Autorin auch in ihrem neuen Roman "Der Duft des Bösen", der sich erst allmählich entfaltet, um dann jedoch immer mehr zu fesseln.

In London geht ein Serienmörder umher, der junge Frauen erwürgt und jeweils ein Schmuckstück von ihnen als Souvenir behält. Der Mörder wird umgehend als "der Rottweiler" gebrandmarkt, weil ein erstes Opfer Bissspuren im Nacken aufwies – mit denen der Täter gar nichts zu tun hatte, hier hatte vielmehr ein leidenschaftlicher Liebhaber ein Liebesmal hinterlassen. Doch auch sonst laufen die Ermittlungen in viele Richtungen,

die sich als falsch erweisen, weil weder ein Motiv noch das Muster der Opferauswahl nachvollziehbar erscheinen.

Die Autorin entwickelt dazu ein hochinteressantes Personentableau in einem Mietshaus, in dessen Antiquitätenladen sich viele Querverflechtungen des Falles offenbaren. Und dem Leser wird recht bald klar, wer der geheimnisvolle Killer ist, dessen Tötungsinstinkt wie meist bei Serienmördern in einem Kindheitstrauma verborgen ist. Doch Vorsicht, dieser Mörder liebt seine Mutter, nicht inzestuös sondern von ganzem Herzen. Zugleich verstört die kühle Art, wie er seine Taten vollbringt – der Leser darf es mitempfinden und bleibt dennoch weitgehend ahnungslos bis zum exzellent komponierten Finale.

"Der Duft des Bösen" ist ein souverän erzählter Krimi mit raffinierter Dramaturgie und viel Athmosphäre, der mit hervorragend gezeichneten Chatakteren überzeugt. Kein Reißer, aber niveauvolle Spannungslektüre.

 

# Ruth Rendell: Der Duft des Bösen (aus dem Englischen von Eva L. Wahser); 446 Seiten; Blanvalet Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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