RICHARD A. CLARKE: "THE SCORPION'S GATE"

Richard A. Clarke diente drei US-Präsidenten als Sicherheitsberater und nach Ausbruch des Irak-Kriegs trat er aus Protest als Antiterror-Koordinator von George W. Bush zurück. Noch mehr Aufruhr erregte er 2004 mit seinem Buch "Against all Enemies", in dem er überzeugend darlegte, dass Bush und Rumsfeld statt konsequent gegen Al Quaida vorzugehen stur und wider bessere Erkenntnisse am Kriegsziel Saddam Hussein festhielten.

Nun legt Clarke mit einem Politthriller nach, in dem er die aktuelle weltpolitische Lage auf Grundlage seiner profunden Kenntnisse weiterspinnt. "The Scorpion's Gate" weist ins Jahr 2011 und die Machtgefüge haben sich deutlich aber logisch nachvollziehbar verschoben. Die USA mussten sich aus dem unregierbaren Irak zurückziehen, das korrupte saudische Herrscherhaus wurde von Islamisten verjagt und die "Republik Islamijah" ausgerufen, der Iran hat Atomwaffen und die Weltmacht China versucht, an das arabische Öl zu kommen. Mindestens ebenso kritisch aber: US-Verteidigungsminister Henry Conrad will um jeden Preis die saudischen Exil-Milliardäre zurück an die Macht bringen.

Als Paukenschlag zum Einstieg fliegen im westlich orientierten Bahrain zwei Luxus-Hotels in die Luft. Derweil erreichen Rusty MacIntyre, Vize-Chef des neuen Informations-Geheimdienstes IAC, alarmierende Nachrichten über heraufziehende Kriegsgefahren am Golf, vergleichbar mit der Kuba-Krise von 1962, nur dass diesmal China Atomraketen in der arabischen Wüste aufstellen will. Erschreckendes findet auch Brian Douglas vom britischen Geheimdienst unter Lebensgefahr im Iran heraus, wo widerstreitende Kräfte vor fast nichts zurückschrecken.

Kenner Clarke führt den Leser in den Westflügel des Weißen Hauses und zeichnet ein Bild des blindwütigen Verteidigungsministers, der offenbar für saudischen Sold Krieg zu spielen bereit ist, das auffallend dem eines gewissen Herrn Rumsfeld ähnelt. Hochspannend und absolut filmreif wie der gesamte Roman stellen sich Abläufe dar, wie man sie so detailliert und zugleich authentisch in vergleichbaren Thrillern sonst kaum bekommt. Politische Intrigen, heftige Kampfszenen, viel konkreter politischer Hintergrund – dieser Schlüsselroman, der nach Riad, Teheran, Bahrain, Washington, London und auf Flugzeugträger in der Krisenregion führt, ist von Furcht einflößendem Realismus.

Wie sich die im Titel erwähnten Skorpione, die Mächte, die nach dem Wüstengold gieren, schließlich nach großem Showdown abwehren lassen, soll hier nicht verraten werden. Literarisch mag das noch recht ungeschliffen sein, die Charaktere haben holzschnittartige Profile und das Personal ist ähnlich maskulin überfrachtet wie bei Tom Clancy. Hochspannung aber ist garantiert und den besonderen Pfiff erhält der Roman durch die exzellenten Expertenkenntnisse des Autors.

 

# Richard A. Clarke: The Scorpion's Gate (aus dem Amerikanischen von Karin Dufner); 348 Seiten; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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