ADAM FAWER: "NULL"

Eine Mischung von anspruchsvoller Lektüre und knallhartem Actionthriller wie bei Adam Fawers Debütroman "Null" ist selten. Und sie ist gelungen, denn von Beginn an reißt die ungewöhnliche Geschichte den Leser unweigerlich mit. Dabei hört sich die Ausgangssituation fast abschreckend an, denn es geht um ein Mathematik-Genie, das außerdem noch unter heftigen Epilepsieanfällen leidet.

Doch genau ein solcher reißt David Caine auf eine lebensgefährliche Achterbahn der Ereignisse, denn als der Universitätsdozent mal wieder seiner heimlichen Spielleidenschaft frönt, fährt ihm ein Anfall dazwischen. Er, der selbst die kompliziertesten Wahrscheinlichkeitsrechnungen schneller im Kopf lösen kann als ein Taschenrechner, sitzt in einem verräucherten Spielclub in Manhattan und pokert. Natürlich kann er in Windeseile jede Chance kalkulieren und deshalb gibt es an sich kein Problem, als er sich für ein riskantes Kartenmanöver 11.000 Dollar von der Russenmafia leiht.

Wenn nicht ausgerechnet in diesem Moment seine Krankheit dazwischenführe und von einem Augenblick zum anderen sein gesamtes Leben auf den Kopf stellte. Selbst an Flucht ist nicht zu denken, zumal er wegen eines Experiments zur Bekämpfung seiner Epilepsie unter Kontrolle steht. Der einzige, wenig hoffnungsvolle Helfer in dieser ausweglosen Lage scheint Davids Zwillingsbruder Jasper zu sein, der allerdings unter Schizophrenie leidet. Und es eröffnen sich seltsame neue Perspektiven, weil David durch die neuartigen Medikamente plötzlich in die Zukunft sehen kann. Mit angeahnten Folgen, denn offenbar kann er diese Zukunft sogar beeinflussen.

Und er versucht doch vor den Russen zu fliehen. Dabei trifft er auf die undurchsichtige Geheimagentin Nava Vaner, die ursprünglich aus obskuren Gründen auf ihn angesetzt war, nun aber zu einer unerwarteten Verbündeten wird. Was nun einsetzt, ist der helle Wahnsinn an Verwicklungen und extremer Action. Nava hat eine düstere Vergangenheit und erweist sich als eine Kampfmaschine, gegen die selbst ein James Bond wie ein Milchbubi erschiene. Diese wilde Reise zwischen Wahn und Wirklichkeit verflechtet ihre Handlungsstränge mit verwegener Brillanz und mit immer neuen Wendungen.

Zuweilen muss sich der Leser zwar durch wissenschaftliche Ausführungen hangeln, er verliert dennoch nie den roten Faden oder gar das Interesse, weil sich alles zu einem Thriller von hohen Graden fügt. Zartbesaiteten allerdings ist unbedingt von der Lektüre dieses ansonsten hervorragend komponierten Romanes abzuraten.

 

# Adam Fawer: Null (aus dem Amerikanischen von Jochen Schwarzer, Frank Böhmert, Andree Hesse); 580 Seiten; Kindler Verlag, Reinbek; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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