IMOGEN EDWARDS-JONES: "HOTEL BABYLON"

Wer als häufiger Gast oder als Angestellter längere Zeit in Luxushotels zugebracht hat, der merkt umgehend, dass Imogen Edwards-Jones mit ihrem Buch "Hotel Babylon" offensichtlich wirklich den angekündigten Tatsachenroman geschrieben hat. Der aus gutem Grund anonymisierte Berichterstatter blickt darin auf ein unerschöpfliches Maß an Hotel-Histörchen aus zehnjähriger Berufserfahrung zurück.

Angelegt ist der im gehobenen Boulevardstil verfasste Bericht als Geschichte eines Tages in einem Grand-Hotel im Herzen Londons samt der typischen Mischung versnobter, skurriler, mal geiziger, mal verschwendungssüchtiger Gäste. Der Insider beschreibt all die ehrgeizigen oder faulen oder schrägen Mitarbeiter des riesigen Service-Betriebs, die sich ums Trinkgeld fetzen, die Gäste hofieren und linken und jeder stets für sich das Beste herauszuholen versucht.

Natürlich gibt es den brüllenden Texaner, die ewig garstige Millionärin, die eingeschlichenen Prostituierten, den sexverrückten Spezialgast mit der extrem hohen Telefonrechnung, die nur nach Erpressungstricks beglichen wird. Geklaut wird wie verrückt und das durchaus von beiden Seiten und die kleinen und großen Dramen filmreifen Ausmaßes bis hin zu diskret entsorgten Verstorbenen sind so oder ähnlich allemal authentisch. Manches an diesem ebenso bissigen wie schnoddrigen Roman ist eine ziemlich dreiste Realsatire auf all die hehren Tempel der Dekadenz und Abzocke in den Metropolen der Welt. Man amüsiert sich und bekommt einen etwas anderen wissenden Blick, wenn man das nächste Mal in eines der noblen Häuser kommt.

 

# Imogen Edwards-Jones: Hotel Babylon (aus dem Englischen von Eike Harms); 304 Seiten; Europa Verlag, Hamburg; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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