F. K. WAECHTER: "VOLLMOND"

Als Geschenk für Mondsüchtige, Schlafwandler und andere Verliebte war Friedrich Karl Waechters neues Werk "Vollmond" gedacht, nun ist es das Abschiedsgeschenk von F.K. an seine unzähligen Verehrer geworden, denn nur Wochen vor der Veröffentlichung starb der wohl größte deutschsprachige Zeichner und Cartoonist der letzten Jahrzehnte mit 67 Jahren.

Aus acht Zeilen eines Berliner Gassenreims unbekannter Herkunft hat der Meister des feinsinnig spitzen, oft mit hintergründigen Widerhaken durchsetzten Humors eine kleine philosophische Liebesgeschichte in wunderbar einfachen Bildern geschaffen. Das ist nicht mehr die mal bitterböse, mal absurde doppelbödige Komik wie aus seinen großen Zeiten bei "pardon" oder aus der Neuen Frankfurter Schule, das erinnert mehr an die nachdenklichen Spätwerke wie "Die Schöpfung" oder "Der Affe des Strandfotografen".

Das ist anrührend und von milder Weisheit: "Ick kiek in alle Krater rin und finde nüscht und keenen Sinn." Den findet Icke erst, als er von oben, vom leeren Vollmond herabschaut und Mariechen entdeckt und ganz geschwind zu ihr heimkehrt. Wie viel von F.K. selbst mag hier in dieses letzte seiner Werke eingeflossen sein, wenn Icke sich auf dem fernen Trabanten nachdenklich fragt, was ihn hierher getrieben hat. – Dank sei ihm von Jung und Alt, dass er bis zuletzt von solch vielfältiger schöpferischer Schaffenskraft beseelt war.

 

 

# F. K. Waechter: Vollmond; 37 Seiten, farbig ill.; Diogenes Verlag, Zürich; € 12,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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