ANDREE HESSE: "DER JUDASLOHN"

Als Kriminalhauptkommissar Arno Hennings aus Berlin in seine Heimat in Celle zurückkehrt, hat er es umgehend mit dem Mord an einem britischen Soldaten zu tun, der auf dem riesigen Truppenübungsplatz in der nahen Lüneburger Heide aus den 30er Jahren passierte. Ihm zur Seite gestellt wird die englische Militärpolizistin Emma Fuller. Doch bald findet man einen zweiten Toten und Hennings gerät in seinem alten Heimatdorf an eine seltsam verschworene Dorfgemeinschaft, die ihn wie einen Fremden behandelt.

"Der Judaslohn" hat Andree Hesse seinen zweiten Kriminalroman genannt und allmählich wiesen viele Indizien auf Jehrzehnte alte Rachegelüste hin. Ein Verdächtiger ist der scheinbar untergetauchte Knut Harms, in dessen Ehefrau der Ermittler seinen alten Jugendschwarm Heike wiederentdeckt. Die hat sich jedoch stark verändert, hat ein Kind und zwei Väter dazu und auch sonst täuscht die Idylle der schönen Heidelandschaft nicht nur wegen einer offenbar gewaltbereiten rechten Szene.

Es wird ausgesprochen gefährlich für den Musikfreund Hennings und die schlagkräftige Emma muss ihm sogar das Leben retten. Viele alte Bekannte trifft er zwar, doch immer mehr stößt er dabei auch auf Feindseligkeiten, die noch aus der Nazi-Zeit herrühren, als der Truppenübungsplatz angelegt wurde.

Das fesselt bis zum ebenso überraschenden wie plausiblen Ende, obwohl dieser Roman mit eher leisen Tönen daherkommt. Exzellente Charakterzeichnungen, interessante Figuren und die ruhige und dennoch spannende Dramaturgie erinnern wiederholt an Henning Mankell und selbst dessen leicht melancholische Grundstimmung fehlt nicht. So ist "Der Judaslohn" ein fast skandinavisches Krimivergnügen mit sehr deutschen Motiven und viel Athmosphäre vor einer sehr eigenen Landschaft.

# Andree Hesse: Der Judaslohn; 411 Seiten; Wunderlich Verlag, Reinbek; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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