ALEXANDER PFEIFFER: "IM BAUCH DER STADT"

Einen Wiesbaden-Krimi hat Alexander Pfeiffer verfasst, der eine abgeklärte Elegie ist und eher durch die seltsam weltabgeschiedene Melancholie des Ich-Erzählerns fesselt als durch die kriminellen Machenschaften, denen er sich schließlich fatalistisch und mit herzergreifender Naivität in den Weg stellt.

"Im Bauch der Stadt" hat Pfeiffer ihn überschrieben und dort lebt Matthias Groß als ausschließlich nachts arbeitender Taxifahrer. Irgendwie hat er sich längst vom normalen Leben verabschiedet, indem er einfach nicht mehr am allgemeinen Tagesgeschehen teilnimmt und sich ganz seiner Passivität hingibt. Bis er eines nachts die Prostituierte Martina aufgabelt, die von ihrem Partner übel zusammengeschlagen wurde. Matthias gewährt ihr Asyl in seiner schäbigen kleinen Wohnung und natürlich gefällt ihm nicht nur ihre trotz der Blessuren äußerst attraktive Erscheinung sondern auch, dass sie ihm Mahlzeiten bereitet und einfach da ist.

Entgegen allen Gewohnheiten lässt er sich sogar von ihren Geschichten über den Ludenpartner Blacky und abenteuerliche Verflechtungen von Gewalt, Erpressung und Korruption bis in hohe politische Kreise hinein dazu bewegen, sich in Dinge einzumischen, die recht ungesund ausgehen können. Schließlich glaubt er sogar, alles zu durchschauen und etwas tun zu können. Auch wie sehr er sich täuscht, passt zur Elegie dieser kleinen herben Erzählung, die Wiesbaden wie in einem 'film noir' flimmern lässt und eine Stimmung innehat, als spielte Miles Davis einen traumverlorenen Blues dazu.

 

# Alexander Pfeiffer: Im Bauch der Stadt; 144 Seiten; Societätsverlag, Frankfurt; € 14,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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