LOUISE WELSH: "TAMBOURLAINE MUSS STERBEN"

Düster romantisch, drastisch, zynisch und zugleich von erlesener Wortgewalt, so überrascht Louise Welsh nach ihrem furiosen Debüt von "Dunkelkammer" aus dem Glasgow unserer Tage nun mit einem kleinen und gemeinen Historienthriller um das wüste Genie Christopher Marlowe (1564-1593) und seinen grausigen frühen Tod.

"Tambourlaine muss sterben" heißt dieser deftige Bericht über die letzten 72 Stunden des Dramatikers und Dichters, von diesem selbst erzählt. Zu den vielen nie geklärten Verschwörungstheorien um den Tod des Berserkers, der keinem Exzess abhold war, fügt sie eine weitere hinzu. Dabei kommt es darauf fast schon nicht mehr an in diesem kriegsgebuetelten und pestverseuchten London der elisabethanischen Blütezeit, wo Intrigen, Verrat und Sittenlosigkeit an der Tagesordnung waren.

Und Marlowe suhlte sich in diesen wilden Zeiten und machte sich immer neue Feinde unter all den Ränkeschmieden, in der Aristokratie und mit kirchenfeindlichen Pamphleten außerdem beim Klerus. Doch Marlowe war ja auch ein ebenso hemmungsloser wie genialer Künstler und die Autorin durchsetzt diesen schmutzigen Krimi mit literarischen Edelsteinen der Dichtkunst. Schließlich ist auch der titelgebende Tambourlaine dem unbändigen Geiste Marlowes als mörderische Figur entsprungen.

Fazit: ein starkes Stück Sittenroman aus gefährlichen Zeiten, für feinsinnigere Naturen allerdings auf keinen Fall zu empfehlen.

 

 

# Louise Welsh: Tambourlaine muss sterben (aus dem Englischen von Wolfgang Müller); 142 Seiten; Antje Kunstmann Verlag, München; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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