DEAN KING: "WEIßE SKLAVEN"

Die Geschichte des Kapitäns James Riley und seiner Schiffsmannschaft aus dem Jahre 1815 würden Verlage und Filmgesellschaften bestimmt wegen Fantasterei abgelehnt haben, wenn – ja, wenn sie nicht auf Tatsachen beruhte. Die amerikanische Brigg "Commerce" lief damals wirklich vor der westafrikanischen Küste auf ein Riff und es begann eine qualvolle Odyssee der Schiffbrüchigen durch die sengende Hitze der Sahara.

Doch es waren nicht nur Hunger und Durst, Sandstürme, schwere Krankheiten und Überfälle feindlicher Stämme, die Riley und seinen Männern unvorstellbares Leid zufügten. In zwei Gruppen aufgeteilt, fielen die christlichen Seeleute in schier unglaublicher Weise in die barbarische Gefangenschaft muslimischer Sklavenhalter. Außer den entsetzlichen Entbehrungen müssen die weißen Amerikaner erleben, was es heißt, neben der Freiheit auch jeglicher Menschenwürde beraubt zu werden.

Unter unsäglichen Bedingungen, deren Beschreibungen den Leser schaudern lassen, durchstehen einige der Gefangene zwei Monate eines unfassbaren Leidensweges, bis es Riley gelingt, den Wüstenhändler Sidi Hamet zu überreden, ihn und die übrigen Überlebenden in den Norden zu schaffen und gegen Lösegeld freizugeben. Auch dieser letzte Teil der Tortur ist noch einmal voller lebensgefährlicher Bedrohungen, bis die abgezehrten Männer tatsächlich in Swearah, dem heutigen Essaouira/Marokko freigekauft werden und ins heimatliche Connecticut zurückkehren können.

"Weiße Sklaven" hat Dean King seinen packenden Tatsachenbericht betitelt, der auf den Orginalberichten von Riley sowie Robbins, dem Anführer der zweiten Gruppe Überlebender, beruht. Rileys Buch war nicht nur nach seinem Erscheinen 1817 ein Welterfolg, es sollte auch noch eine bedeutende Rolle in der amerikanischen Geschichte spielen. Kein Geringerer als Abraham Lincoln erkor es zu einem seiner wichtigsten Bücher und als Präsident erkämpfte er bekanntlich 40 Jahre später die Abschaffung der Sklaverei in den USA.

Dean King hat aus dem grausigen Abenteuer ein Buch geschaffen, das mit seinen teils nur schwer zu ertragenden Schilderungen ungemein fesselt. Und man darf sich schon jetzt auf eine filmische Umsetzung freuen, denn Steven Spielberg hat inzwischen die Filmrechte an "Weiße Sklaven" erworben.

 

# Dean King: Weiße Sklaven. Die wahre Geschichte von einem Schiffbruch in der Sahara (aus dem Amerikanischen von Heike Steffen); 440 Seiten, div. Abb.; marebuchverlag Hamburg; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN   (wan/JULIUS)

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